Greis bei WM dabei - Freifahrtschein für Neuner

Ruhpolding (dpa) - Rekord-Weltmeisterin Magdalena Neuner hat einen Freifahrtschein für die Heim-WM. „Wenn sie gesund bleibt, wird sie bei allen Wettbewerben an den Start gehen“, stellte Damen-Bundestrainer Gerald Hönig bei der Präsentation des deutschen Biathlon-Kaders für die WM in Ruhpolding fest.

Vier Tage vor dem ersten Rennen am Donnerstag in der Chiemgau-Arena benannte der Deutsche Skiverband (DSV) zwölf Skijäger. Turin-Olympiasieger Michael Greis ist auch ohne WM-Norm mit dabei. Dabei sah sich der 35-Jährige schon vor dem Fernseher sitzen statt in der Loipe. „Die Heim-WM war in den letzten Wochen so weit weg. Sie war mir fast egal“, bekannte der dreimalige Olympiasieger. „Die Teilnahme bei der WM war mehr eine Hoffnung als ein richtiger Glaube.“ Bundestrainer Fritz Fischer stellte fest: „Michi würde nicht mit zur WM fahren, wenn er sich nicht in der Lage fühlen würde, gute Leistungen zu zeigen.“

In der Mixed-Staffel am Donnerstag, mit der die vierten WM-Titelkämpfe nach 1979, 1985 und 1996 in Ruhpolding beginnen, wird der dreimalige Olympiasieger von 2006 vermutlich nicht eingesetzt. Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer und der dreimalige Saisonsieger Andreas Birnbacher kämpfen zusammen mit den Doppel-Olympiasiegerinnen Magdalena Neuner und Andrea Henkel um die ersten Medaillen bei der 45. Biathlon-Weltmeisterschaft. Ein guter Auftakt ist wichtig, denn der Heimvorteil kann ganz schnell zum Fluch werden. Zumal auch in Winter-Wunderland der Frühling Einzug hält und eine Materialschlacht droht.

„Als Weltklasse-Athlet musst du mit diesem Druck umgehen können. Die Athleten müssen an sich glauben und darüber reden wir auch im Training“, sagt Fischer, der in Ruhpolding 1985 WM-Bronze mit der Staffel gewann. „Viele sehen es als Vorteil, viele als Nachteil. Ich habe überhaupt keine Angst, nur Freude“, sagt Neuner gewohnt optimistisch und selbstbewusst dazu. „Magdalena machte im Training und im Mannschaftshotel einen coolen und entspannten Eindruck“, weiß Müssiggang. „Ihr selbst gestecktes Ziel von sechs Medaillen in sechs Rennen zeigt, dass sie selbstbewusst ist.“

Doch wie wird Neuner bei ihrer letzten WM mit dem Druck zurechtkommen? Auch wenn die zehnmalige Weltmeisterin schon oft gezeigt hat, dass sie es drauf hat - eine Heim-WM hat sie noch nicht erlebt. „Die Vorbereitung auf die Heim-WM ist doch noch einmal etwas anderes“, sagte sie nach ihrem letzten Lehrgang mit der Nationalmannschaft. „Mir ist bewusst, was auf mich zukommt.“

Hoffentlich nicht das, was die deutschen Fußballerinnen bei der Heim-WM im vergangenen Jahr erlebten, als sie im Viertelfinale ausschieden. Auch Skistar Maria Höfl-Riesch konnte im vergangenen Jahr in Garmisch-Partenkirchen kein WM-Gold holen. Die Skijäger wollen dem Druck standhalten.

Neben Neuner, Henkel, Greis, Peiffer und Birnbacher gehören noch Tina Bachmann, Juliane Döll, Miriam Gössner, Franziska Hildebrand, Daniel Böhm, Florian Graf und Simon Schempp zum Aufgebot. „Mit dem gesamten Team schauen wir positiv auf die WM“, sagt Müssiggang. Durch die Sprint-Siege von Neuner und Peiffer bei den letzten Titelkämpfen dürfen die Gastgeber die ersten beiden Einzelrennen am Samstag mit jeweils fünf Startern bestreiten.

Es ist deshalb davon auszugehen, dass Greis im Sprint-Wettkampf dabei sein wird. Im Trainingslager in Ridnaun habe er sich „von einer sehr guten Seite gezeigt“, meinte Müssiggang. Greis hatte sich im Sommer beim Fußballspielen verletzt, musste nach einer Fuß-Operation sechs Wochen pausieren. Danach war er nicht richtig auf die Beine gekommen. „Die letzten Wochen waren für mich relativ schwierig. Ich habe mich nicht leistungsfähig gefühlt und war einfach kaputt“, gab Greis zu.

Ob er den Anschluss geschafft hat, wird sich in den WM-Tagen zeigen. „Ich bin auf alle Fälle deutlich besser drauf als in den Wochen zuvor, obwohl ich in den vergangenen Tagen noch ein bisschen Schnupfen bekommen habe“, erklärte er. Er sei relativ entspannt und relaxt. „Ich möchte ganz bestimmt kein Schaulaufen in Ruhpolding machen.“