Greis: Sotschi 2014 ist das lockende Ziel

Ruhpolding (dpa) - In der Chiemgau-Arena von Ruhpolding fließt derzeit viel Schweiß. Mit bis zu drei Trainingseinheiten pro Tag tanken die bayerischen Biathleten Kraft für den vorolympischen Winter.

Mittendrin Routinier Michael Greis.

„Ich will's nochmal wissen, gehe die neue Saison mit Engagement und Zuversicht an. Ich bin selbst gespannt, wie leistungsfähig ich nach dem vergangenen Katastrophenwinter bin“, sagte der dreimalige Olympiasieger von Turin 2006 der Nachrichtenagentur dpa.

Fernziel für den in Ruhpolding lebenden Allgäuer aus Nesselwang sind die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi. „Ich will den Olympia-Start, mache das aber von der kommenden Saison abhängig“, erklärte Greis, der im August seinen 36. Geburtstag feiern wird. Für seine angepeilte vierte Olympia-Teilnahme sei seine Leistungsfähigkeit entscheidend. „Mein Anspruch ist es nicht, hinterher zu laufen, sondern das Niveau mitzubestimmen. Wenn ich das nicht schaffe, wird der kommende Winter wohl mein letzter als Aktiver“, begründete der Altmeister, „ich habe eine so schöne Sportlerzeit gehabt, doch wenn die Leistung nicht mehr stimmt, macht's auch keinen Spaß mehr.“

In der zweiten Mai-Woche hat Greis gemeinsam mit Andreas Birnbacher (Schleching) und Simon Schempp (Uhingen) mit dem Training begonnen. Anfang April ließ er sich von Professor Rupert Ketterl im Kreiskrankenhaus Traunstein wieder die Schraube entfernen, die der Unfallchirurg im vergangenen August nach der Verletzung des Sprunggelenks eingesetzt hatte. Danach folgten zwei Wochen Urlaub mit seiner Freundin in Kambodscha. „Jetzt bin ich wieder hochmotiviert. Ich bin ein Kämpfer und will das zeigen“, meinte der ehrgeizige Bundeswehr-Hauptfeldwebel.

Das war im vergangenen Winter nicht immer so. „Der Weltcup im Januar in Antholz war reine Folter für mich, eine echte Katastrophe. Man kann sich nicht schlechter fühlen, als ich mich damals. Ich war überhaupt nicht leistungsfähig. Wenn die anderen an mir vorbeigelaufen sind, hatte ich das Gefühl als säße ich im Fiesta und sie im Mercedes“, erinnerte sich Greis. Sein Start bei der Heim-WM in Ruhpolding stand lange auf der Kippe.

„Mit Ach und Krach habe ich mich darüber gerettet. Dass ich dann doch noch bei der Heim-WM starten durfte und dort meine besten Saison-Ergebnisse schaffte, war für mich sensationell. Ebenso das Staffel-Bronze“, offenbarte der Routinier, der sich in den vergangenen Wochen auch viele Gedanken über die Zukunft nach dem Sport gemacht hat. Allerdings noch ohne spruchreifes Ergebnis.

Greis weiß, dass der kommende Winter kein Selbstläufer wird: „Der Körper ist keine Maschine. Ich habe viele Jahre durchgepowert und werde nicht jünger. Das geht nicht spurlos an einem vorüber.“ In der „Dreier-Trainingsbande“ von Fritz Fischer zieht er zwar voll mit, doch er dosiert im Training einiges anders und setzt neue Reize. Auch mit seinem Material hat sich der Tüftler intensiv beschäftigt.

Und „Michi“ Greis hat die Konkurrenz beobachtet. „An der Spitze geht es immer enger zu. Die Zahl der potenziellen Podestläufer steigt. Die Jungen drücken ganz gewaltig. Der ganze Sport hat sich verändert, ist breiter aufgestellt“, stellte er fest. „Mit halben Sachen geht überhaupt nichts. Ich muss zu Hundertprozent powern, um mitzuhalten. Genau das ist mein Ziel“.