Historische Pleite: Kein Podestplatz in Oberhof
Oberhof (dpa) - Nach der historischen Pleite beim Heim-Weltcup in Oberhof wollten die deutschen Biathleten von Panikmache nichts wissen. „Wir haben noch Zeit“, betonte Thomas Pfüller, Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes.
Doch der erste der beiden Weltcups vor eigenem Publikum war für die deutschen Skijäger nicht nur wegen des trüben Wetters im Thüringer Wald eine eher traurige Angelegenheit: Erstmals schafften sie es nicht auf das Podest.
Zudem verabschiedete sich Miriam Gössner tränenreich bis nach Olympia von der Biathlon-Bühne. „Ich will erst einmal gesund werden“, sagte sie. Für die achtmalige Weltmeisterin Andrea Henkel, die es seit 2007 in ihrer Heimat immer auf das Podium geschafft hatte, endete am Sonntag eine stolze Serie.
Nach dem letzten Schießen noch Dritte, wurde sie hinter den Norwegerinnen Tora Berger und Synnoveve Solemdal sowie Sprint- und Verfolgungssiegerin Darja Domratschewa aus Weißrussland Vierte. Bundestrainer Gerald Hönig war trotzdem froh: „Sie ist wieder angekommen in der Weltspitze.“
Gefeiert wurde sein 36-Jähriger Schützling von den 24 000 Fans, auch Mama und Papa waren am Schießstand. Die Eltern sahen nur einen einzigen Fehlschuss ihrer Tochter. „Richtung Sotschi ist alles in Ordnung, im Moment war es hart, aber ich konnte es genießen“, sagte Henkel, die aus dem wenige Kilometer entfernten Großbreitenbach stammt.
Auch Langlauf-Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle hatte lange Zeit Grund zum Strahlen, knackte bei ihrem Oberhof-Debüt mit zwei siebten Plätzen im Sprint und der Verfolgung souverän die Olympia-Norm. Im Massenstart war sie nach fünf Fehlschüssen als 22. schwächste der fünf deutschen Skijägerinnen. „Nach ihrem Wechsel vom Langlauf ins Biathlon-Lager gab es ja kritische und teilweise hämische Stimmen. Umso schöner ist es, dass sie so eindrucksvoll die Norm erfüllt hat“, sagte Cheftrainer Uwe Müssiggang und freute sich über die geglückte Umschulung der 33-Jährigen.
„Ich rechne fest damit, dass unsere Athleten mehrere Medaillen in Sotschi holen werden“, meinte Rekord-Weltmeisterin Magdalena Neuner in der „Bild am Sonntag“. Während sich das Damen-Team nach dem Olympia-Aus von Gössner für die Winterspiele im Februar nahezu von selbst aufstellt, zeichnet sich auch bei der Herren-Mannschaft ein klares Bild ab.
Mit Platz vier im Massenstart beim Sieg des Franzosen Martin Fourcade erfüllte Andreas Birnbacher nach Arnd Peiffer, Christoph Stephan, Erik Lesser, Daniel Böhm und Simon Schempp als Sechster die Olympia-Norm. „So ein Ergebnis hat mir gefehlt. Das war wichtig für den Kopf“, sagte der Schlechinger am Sonntag erleichtert.
Trost von allen Seiten gab es für Miriam Gössner, die ihre Saison wegen ihrer Rückenschmerzen beenden musste. „Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich nicht nach Sotschi fahren werde und erst mal versuche, wieder gesund zu werden“, sagte Gössner am Samstag. Als die 23-Jährige ihre Entscheidung öffentlich verkündet hatte, konnte sie die Tränen nicht zurückhalten.
„Es tut mir richtig leid, aber ich denke es war richtig von Miriam. Es bringt aus meiner Sicht nichts, wenn man nicht 100-prozentig fit ist“, meinte Neuner. Die Finnin Kaisa Mäkärainen widmete Gössner sogar ihren zweiten Platz im Verfolgungsrennen hinter Domratschewa.
Einen Blick in die Zukunft wagte Gössner-Manager Peter Fischer: „Sie ist ein 23-Jähriges Mädchen, das einen starken Willen hat. Sie kann noch an zwei Olympischen Spielen teilnehmen und an x-Weltmeisterschaften. Das habe ich ihr gesagt, auch wenn das nur ein schwacher Trost ist.“