Russen am Doping-Pranger IBU entscheidet über härtere Doping-Strafen
Hochfilzen (dpa) - Biathlon-Superstar Martin Fourcade drohte mit Boykott, falls der Weltverband nicht härter gegen Dopingsünder durchgreift. Nach einem Zickzackkurs tritt der Weltverband IBU in dieser Angelegenheit erneut zusammen.
Kurz vor dem WM-Auftakt in Hochfilzen stehen bei einem außerordentlichen Kongress die von den Skijägern geforderten Regeländerungen auf der Tagesordnung. Zudem wird entschieden, wie weiter mit den Russen verfahren wird.
Um was geht es beim Außerordentlichen Kongress des Biathlon-Weltverbandes?
Die Skijäger fordern harte Strafen. Dopingsünder sollen acht Jahre gesperrt werden, die Geldstrafen sollen von jetzt maximal 100 000 Euro auf eine Million Euro erhöht werden. Zudem soll pro Dopingfall ein Startplätze für die betreffende Nationen bei der WM, Olympia und im Weltcup gestrichen werden. Darüber hinaus soll entschieden werden, wie mit dem russischen Verband weiter verfahren wird.
Warum treffen sich die Funktionäre unmittelbar vor der WM?
Die Sportler wollen die Regeländerungen noch vor den Titelkämpfen durchsetzen. Deshalb der Außerordentliche Kongress, denn nur da können Neuernungen verabschiedet werden. Das nächste Funktionärstreffen hätte erst 2018 stattgefunden.
Was hat die IBU bisher unternommen?
Im zweiten McLaren-Report um mutmaßliches russisches Staatsdoping wurden mit Blick auf Olympia 2014 insgesamt 31 russische Skijäger genannt. Die IBU setzte eine fünfköpfige Expertengruppe aus fünf Nationen ein, um die Anschuldigungen zu überprüfen. Bisher wurden zwei schon zurückgetretene Skijäger vorläufig gesperrt. Gegen weitere 29 namentlich nicht bekannte Russen wurde ermittelt, 22 Verfahren wurden aber aus Mangel an Beweisen eingestellt. Die IBU hat ein formelles Verfahren gegen den russischen Verband RBU eröffnet und eine Stellungnahme eingefordert. Auf Basis dessen sollen die Entscheidungen getroffen werden.
Ist ein Komplett-Ausschluss der Russen möglich?
Kaum, denn dafür müsste nachgewiesen werden, dass der russische Verband in das Dopingsystem wissentlich verstrickt ist.
Wie reagieren die Russen?
Sie beteuern ihre Unschuld. Russlands Star Anton Schipulin sagte, er habe ein reines Gewissen und sei sauber. Auch von offizieller Seite wird jegliche Verstrickung in den Skandal bestritten. Der russische Verband gab aber den Weltcup in Tjumen und die Junioren-WM in Ostrow zurück.
Was erwarten die Russen bei der WM von ihren Sportlern?
„Natürlich ist die WM ein wichtiges Ereignis, aber man darf die Olympischen Spiele nicht vergessen. Es wäre gut, bei der WM schon ein gutes Niveau zu erreichen, dass wir dann bis zu den Spielen in Pyeongchang halten. Wir wollen den Kern einer neuen Mannschaft sehen“, sagte Russlands Vizeregierungschef Witali Mutko. Zum neuen Russen-Team gehören auch die überführten Doper Irina Starych und Alexander Loginow, die kurz nach ihren abgelaufenen Dopingsperren für die Titelkämpfe nominiert wurden.