Karriereende oder Comeback von Sachenbacher-Stehle?
Leipzig (dpa) - Comeback oder doch Karriereende - das Rätselraten um Evi Sachenbacher-Stehle geht weiter.
Zwar hat die ins Zwielicht geratene Biathletin ihr Ziel der Reputation mit der drastischen Reduzierung ihrer Dopingsperre erreicht und wird nicht mehr mit EPO-Sündern in einen Topf geworfen. Doch ansonsten gibt es beim Blick in die Zukunft viele Fragezeichen. Auch Damen-Bundestrainer Gerald Hönig fragt sich: Macht sie weiter oder beendet sie den sportlichen Abschnitt ihres Lebens?
„Ich hatte keinen Kontakt zu ihr. Ich bin genauso gespannt, wie sie sich entscheiden wird“, sagte Hönig. Wie der Deutsche Skiverband (DSV) begrüßte er ausdrücklich die Strafmilderung durch die Richter des Internationalen Sportgerichtshofes CAS, die bei der Sportlerin aus Reit im Winkl nur ein „minimales Fehlverhalten“ sahen.
Der CAS hatte am Freitag die vom Biathlon-Weltverband IBU verhängte Höchststrafe von zwei Jahren auf sechs Monate reduziert. Die Richter glaubten ganz offensichtlich der Darstellung der zweimaligen Langlauf-Olympiasiegerin, die bewusstes Doping stets bestritt. „Ich finde das Urteil gut. Das IBU-Urteil war zu hart und zu viel Gleichmacherei mit anderen Dopingvergehen wie EPO-Dopern“, erklärte Hönig. „Evi hatte einen positiven Befund und musste bestraft werden. Aber sie hat nicht bewusst gedopt, sondern war fahrlässig und sicher auch blauäugig.“
Der IBU drohen nun Schadenersatzforderungen. Sachenbacher-Anwalt Marc Heinkelein hat „möglicherweise juristische Konsequenzen“ angekündigt, denn seine Mandantin habe „seit drei Monate zu Unrecht eine Strafe“ abgesessen. „Vor allem die Art und Weise, wie die IBU insgesamt mit ihrem Fall und ihrer Person umgegangen ist“, habe bei seiner Mandantin deutliche Spuren hinterlassen.
Sachenbacher-Stehle war bei den Winterspielen in Sotschi nach Platz vier im Massenstart positiv auf die nur im Wettkampf verbotene Stimulanz Methylhexanamin getestet worden. Sie hatte den positiven Test mit der unbewussten Einnahme eines verunreinigten Teepulvers erklärt, das ihr ein privater Ernährungsberater empfohlen hatte. „Evi hat versucht, das Beste für sich rauszuholen und ist dabei auf diesen Scharlatan reingefallen“, sagte Bundestrainer Hönig. „Dieser Fehler hätte ihr bei ihrer Professionalität nicht passieren dürfen. Das war ein Verlust für unsere Mannschaft.“
Sachenbacher-Stehle will nach Angaben ihres Anwalts „in den nächsten Tagen im Kreis ihrer Familie in Ruhe überlegen“, ob sie ein Comeback startet. Aber eine Rückkehr der bald 34-Jährigen scheint fraglich. Sie durfte nach der Sperre nicht mehr an offiziellen Stützpunkten trainieren. „Ich habe gehört, dass sie seit Monaten kein Gewehr mehr in der Hand gehabt haben soll“, sagte Hönig.
Der DSV hält ihr die Türen aber offen, machte aber klar: „Eine Wiederaufnahme in das Fördersystem des Deutschen Skiverbandes ist aufgrund des derzeit stattfindenden Generationenwechsels im Biathlon- Team zwar eher unwahrscheinlich. Aber natürlich hätte Evi die Möglichkeit, sich über sportliche Leistungen wieder für internationale Einsätze zu qualifizieren“, sagte DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach.
„Wir werden ihr als DSV nach diesem Urteil sicher keine Steine in den Weg legen, wenn sie es noch einmal probieren möchte. Allerdings müsste sie sich natürlich wie alle anderen Athletinnen mit entsprechenden Leistungen für internationale Aufgaben qualifizieren“, sagte DSV-Präsident Franz Steinle dem „Münchner Merkur“. „Das wird sicherlich nicht von heute auf morgen gehen. Zumal Evi in den vergangenen Monaten bestimmt kein Hochleistungstraining absolviert hat, das für einen Weltcupstart notwendig wäre.“