Neuner weint Leistungssport keine Träne nach

Herzogenaurach (dpa) - Magdalena Neuner hatte wie immer ihr schönstes Lächeln aufgesetzt und genoss die wohl letzte Ehrung ihrer einmaligen Sportlerkarriere.

Ein halbes Jahr nach ihrem Rücktritt kehrte die erfolgreichste Biathletin der Welt bei der Einkleidung des Deutschen Skiverbandes (DSV) in Herzogenaurach noch einmal in den Kreis ihrer ehemaligen Kolleginnen zurück, um die Auszeichnung mit dem Goldenen Ski 2012 in Empfang zu nehmen. „Es ist schön, viele alte Bekannte wiederzusehen“, sagt Neuner fröhlich.

Den Schritt in ein anderes Leben abseits der Loipe und des Schießstandes hat die 25-Jährige nicht bereut. „Mir geht es sehr gut. Ich habe im Sport so viel Regelmäßigkeit gehabt. Jetzt weiß ich nie, was der Tag bringt“, berichtet die zweimalige Olympiasiegerin und zwölfmalige Weltmeisterin.

Auch wenn sie nicht mehr so stark im Fokus der Öffentlichkeit steht wie früher, ist Neuner doch immer noch gefragt. Alle zwölf Sponsoren aus aktiven Tagen haben ihr die Treue gehalten und buchen die sympathische Bayerin regelmäßig für Auftritte und Aktionen. „Die Nachfrage ist derzeit enorm. Ich bin gut beschäftigt“, erzählt Neuner.

Zudem engagiert sich Neuner mit viel Herzblut in einer Stiftung für krebskranke Kinder. Überhaupt haben es ihr die Knirpse angetan. „Wenn ich im Trainerbereich mal etwas machen sollte, dann mit Kindern. Die sind begeisterungsfähig, und man kann ihnen viel mitgeben“, sagt Neuner.

Den Leistungssport vermisst sie nach eigener Aussage in keiner Sekunde. Im Gegenteil: „Meine Lebensqualität hat sich erhöht. Jetzt ist es egal, wenn man am Freitagabend mal länger mit Freunden zusammensitzt und ein Glas mehr trinkt. Und ich gehe wieder ins Kino, was ich mich früher wegen der Ansteckungsgefahr kaum getraut habe.“ In ihrem Freundeskreis sei sie nun viel besser integriert.

An die erfolgreichen Zeiten als Deutschlands Sportliebling denkt sie dennoch gerne zurück. „Alle Erinnerungen sind positiv. Deshalb wollte ich ja unbedingt auf dem Höhepunkt aufhören.“ Nicht nur für DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller kam dieser emotionale Moment viel zu früh. „Wir müssen uns nun neu aufstellen“, sagt Pfüller.

Neuner ist jedoch nicht bange um die Zukunft des deutschen Biathlons, das nun ohne seine Ausnahmekönnerin auskommen muss. „Die Mädels haben bei der WM gezeigt, dass sie der Hammer sind. Ich habe keine Angst, dass ein Loch entsteht und traue ihnen mehr zu als die Öffentlichkeit“, erklärt Neuner.

An ihre Erfolge wird allerdings so schnell niemand anknüpfen können - und auch nicht an ihre Popularität heranreichen. Bei den Fans steht die stets gut gelaunte Lena, wie sie von vielen gerufen wird, immer noch hoch im Kurs. „Im Schnitt kommen fünf Briefe pro Tag“, berichtet Neuner, deren Leben sich auch sonst nicht gravierend verändert hat: „Mit Ruhestand hat das nicht viel zu tun. Nur der Druck ist weg.“