Schempp nach Schieß-Blackout: „Nicht mal Schüler-Niveau“

Kontiolahti (dpa) - Simon Schempp wähnte sich im falschen Film. „Sieben Fehler bei zehn Schuss, das ist noch nicht mal Schüler-Niveau“, sagte der Biathlet aus Schwaben nach seinem Sprint-Blackout.

Die unerwartete Pleite ging der großen Medaillen-Hoffnung in der Wind-Lotterie von Kontiolahti nahe. „Natürlich bin ich schon sehr, sehr enttäuscht. Ich weiß nicht, ob ich schon jemals so ein schlechtes Rennen gehabt habe“, sagte er. „Das ist einfach bitter.“

Äußerlich gefasst blieb der dreimalige Saison-Sieger vor jeder Kamera stehen. Schempp versuchte sich in Erklärungen. „Ich war nicht so ruhig, wie ich es gewohnt war.“ Als er sein Trefferbild beim Liegendanschlag gesehen hatte, sagte er über die vier Fehler: „Die gingen alle nach links weg. Ich habe schon zweimal links gedreht, als ich zum Schießstand hin bin. Aber das war offensichtlich nicht genug.“ Mit Hilfe der Rasten läßt sich am Diopter, der hinteren Visiereinrichtung, die Ziellinie einstellen.

Später dann, als Schempp ein wenig zur Ruhe gekommen war, gab es Trost von seinem Heimtrainer Andreas Stizl. „So wie man Siege feiert, muss man einen Athleten auch einmal in den Arm nehmen, wenn es nicht so läuft“, sagte der Ruhpoldinger Stizl. „So wie man sich freut mit einem Athleten, so leidet man.“

Mit Schempp hatte sich nicht nur Stizl in diesem Winter oft freuen können. Achtmal stand der Uhinger schon auf dem Podest, drei Siege feierte er. Der 26-Jährige aus der Nähe von Stuttgart war einer der heißen Medaillen-Kandidaten für die Titelkämpfe in Finnland. „Das ist positiver Druck“, hatte Schempp vorher zur ungewohnten Rolle gesagt.

Als Sprint-77. war der Wahl-Ruhpoldinger Schempp am Sonntag nicht einmal beim Verfolgungswettkampf dabei. „Das ist total enttäuschend für ihn und für uns natürlich auch. Das müssen wir jetzt erst einmal aufarbeiten“, sagte Stizl. Vor allem gehe es darum, den Schlussläufer der deutschen Staffel wieder aufzubauen. „Das liegt vor allem an ihm selbst.“ Der Trainer baut auf das gute Mannschaftsklima: „Jetzt muss man einfach schauen, dass wir ihn wieder frisch bringen.“

Im 20-Kilometer-Einzel am Donnerstag, der Männer-Staffel am Samstag und vor allem im Massenstart am Abschluss-Sonntag kann Schempp sein Debakel verarbeiten. „Zum Glück haben wir noch ein paar Wettkämpfe“, sagte er. Favorit und Weltcup-Zweiter ist Schempp jetzt nicht mehr.