Anschieber Kuske jagt Pechsteins Gold-Bilanz
Potsdam (dpa) - Mit 116 Kilogramm Kampfgewicht läuft Kevin Kuske die 30 Meter in 3,69 Sekunden - und ist damit auf den ersten Metern schneller als Usain Bolt beim olympischen 100-Meter-Finale 2008.
Weil er immer noch topfit ist, will der viermalige Bob-Olympiasieger bis 2018 weitermachen. Die historische Pleite der deutschen Bobpiloten in Sotschi hat er verdaut. „Ich hatte gerade Claudia Pechstein bei einem Termin getroffen, wir schauten uns an und sagten unisono: wir machen beide noch einmal vier Jahre“, sagte Kuske am Freitag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Immerhin könnte er mit zwei weiteren Olympiasiegen in Pyeongchang die erfolgreichste deutsche Winter-Olympionikin in puncto Goldmedaillen überholen, wenn diese nicht ein - fast unmögliches - sechstes Olympia-Gold verbuchen würde. Der sieben Jahre jüngere Kuske ist mit seinen 35 Jahren immer noch in bester körperlicher Verfassung. Während einige Bobfahrer gerne mal in Bierlaune ausgelassen feiern, trinkt der Potsdamer keinen Tropfen Alkohol.
Im Olympia-Jahr kam er fast ohne großen Verletzungen durch. „Ich fühle mich immer noch fit und sehe dies auch an meinen Werten“, betonte der Modellathlet, der das sportliche Erfolgs-Gen wohl von seinen Eltern mitbekam: Mutter Roswitha war eine exzellente Hürdensprinterin in der DDR, Vater Norbert Speerwerfer.
Nach dem Karriereende seines langjährigen Vorzeige-Piloten André Lange wechselte Kuske zwei Jahre vor Sotschi zum erfahrenen Thomas Florschütz. Dieses Duo wird es nun nicht mehr geben. „Thomas hatte mir signalisiert, dass er aufhört. Daher hatte es auch keine weiteren Gespräche gegeben. Wenn er jetzt enttäuscht reagiert, nur weil einige Teammitglieder ihre weitere Zukunft planen, dann ist es mehr als unverständlich“, meinte Kuske, der immer noch heiß umworben wird. Lukrative Angebote hat er derzeit vom Team Manuel Machata vorliegen. Manager Axel Watter bestätigte zwar das Interesse, mehr aber nicht.
Vorstellbar ist für Kuske aber auch eine Rückkehr in seine ehemalige Oberhofer Trainingsgruppe um Viererbob-Weltmeister Maximilian Arndt. Zudem würde er mit Martin Putze und Alexander Rödiger auf ehemalige Kollegen aus dem Lange-Bob treffen. Da passt die Abstimmung, wie die Saison 2012 mit zwei WM-Medaillen in Lake Placid gezeigt hat. Noch ist nichts entschieden. Die Wechselfrist endet am 30. April.