Die Angst fährt mit in Whistler
Whistler (dpa) - Die Angst fährt auch an diesem Wochenende beim Bob-Weltcup in Whistler wieder mit. Die Wettervorhersage mit Regen und vier Grad Celsius verspricht ohnehin unbequeme Bedingungen.
Sollten die Temperaturen aber unter den Gefrierpunkt rutschen, wird die gefürchtete 1450 Meter lange Eisrinne mit einem Anfangsgefälle von gut 20 Grad lebensgefährlich. „Wir alle sind froh, wenn wir diese Woche heil überstehen“, meint Cheftrainer Christoph Langen. Die Hochgeschwindigkeitspiste im Whistler Sliding Centre ist bei Minustemperaturen spiegelglatt und verzeiht nach wie vor keine Fehler.
Vor allem die berüchtigte Kurve 13 namens „Fifty-Fifty“ bleibt für die Piloten hochgefährlich. „Gerade wenn das Eis hart ist wie eine Glasscheibe und man lenken will, reagiert der Bob nicht mehr“, erklärt Langen. Im Februar dieses Jahres sagte selbst Viererbob-Olympiasieger Steven Holcomb den Weltcup-Start in der Königsklasse vier Wochen vor der WM ab, weil er seine Gesundheit und vor allem auch seinen Schlitten „Night Train“ nicht gefährden wollte. Auch der Oberbärenburger Francesco Friedrich ließ den Viererbob-Weltcup bei seinem Debüt weg, weil er zu wenig Trainingsfahrten hatte.
Dennoch waren die Erfolge der deutschen Piloten auf dieser schwierigen Bahn beeindruckend. Im November 2010 starteten Maximilian Arndt und Manuel Machata bei ihrem Debüt mit den Plätzen zwei und drei im Viererbob. Zuvor siegte Machata sogar im kleinen Schlitten. Vor neun Monaten kam der Oberhofer Arndt im Zweierbob auf Rang zwei. Bei den Frauen gewann Sandra Kiriasis 2010 und im Februar dieses Jahres wurde sie Zweite.
Die Sicherheitsdiskussionen um die Piste, auf der 2010 der georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili einen Tag vor Eröffnung der Olympischen Winterspiele bei Tempo 144 tödlich verunglückte, reißen nicht ab. Schon vor neun Monaten kritisierte Langen, dass nichts auf der Piste entschärft wurde.
Unvergessen sind auch die schrecklichen Bilder beim Sturz in der Zielkurve von Pilotin Cathleen Martini und Anschieberin Romy Logsch, die beim olympischen Finallauf aus dem Bob geschleudert wurde und hilflos im Eiskanal schlitterte. Dabei zog sich die Polizeimeisterin Prellungen, Verbrennungen und eine Sprunggelenksfraktur zu. Nach dem spektakulären Unfall scherzte die Leipzigerin zwar noch: „Jetzt bin ich halt eine richtige Bob-Fahrerin“. Doch die folgenden Monate waren geprägt von hartem Aufbautraining und vielen gesundheitlichen Rückschlägen. Entmutigt gab die dreimalige Weltmeisterin vor wenigen Wochen ihren Rücktritt bekannt.