FIBT-Chef Ferriani: Bob muss authentischer werden
Königssee (dpa) - Mit einer „Palastrevolte“ hievte sich der Mann mit dem Cowboy-Hut ins Amt. Nun will FIBT-Präsident Ferriani den Bobsport mit Action, Emotionen und cleverer Fernseh-Produktion nach vorne bringen.
Der Kufensport soll aber auch für die Oma im TV-Sessel verständlich sein.
Das Donnern der Kufen, die Einschläge an den Banden und auch die Stürze im Bob- und Skeletonsport sorgen für ein besonderes Flair im und am Eiskanal. Doch oft verlieren sich an den Bobbahnen dieser Welt nur wenige hundert Zuschauer. Auch die TV-Übertragungen wirken nicht so spektakulär wie das Live-Erlebnis an der Bahn. Daher will der Bob- und Skeleton-Weltverband FIBT seine Kufencracks authentischer in Szene setzen. „Wir müssen die Emotionen dieser Rennsportarten besser rüberbringen. Daher sind eine Menge Veränderungen nötig“, sagte FIBT-Präsident Ivo Ferriani der Nachrichtenagentur dpa, „wir müssen den Event-Charakter stärken. Mir geht das Herz auf, wenn ich wie hier in Königssee die 11000 Zuschauer am Wochenende sehe. So müssen wir uns präsentieren.“
Der italienische Multifunktionär, Ex-Bobpilot, Weltmeister-Trainer der Franzosen, Bahnarbeiter und Olympia-Manager bei den Winterspielen 2006 in Turin hatte erst Mitte September nach einer „Palastrevolte“ den umstritteten Kanadier Robert H. Storey dank Unterstützung der vier mächtigen Kufen-Nationen Schweiz, Österreich, Italien und Deutschland mit 22:20 Stimmen aus dem Amt gedrängt. Seitdem arbeitet Glatzkopf Ferriani, der als Markenzeichen immer einen Cowboy-Hut trägt, an die Umsetzung seiner Ideen.
Après-Ski-Gaudi gepaart mit Weltklasse-Leistungen - diese Formel soll zum Erfolg führen. Doch erstmal müssen die Hausaufgaben gemacht werden. Um die „Formel 1 des Winters“ an der Bahn und im Fernsehen besser in Szene setzen zu können, sind Reglement-Änderungen notwendig. „Mini-Kameras im Bob oder am Helm, Messgeräte für die Geschwindigkeit und auch für die übertragende Kraft beim Anschieben sind alles wunderbare Dinge, die man bis Sotschi 2014 umsetzen könnte. Doch derzeit lässt das Reglement keine technischen Geräte im Bob zu“, sagte der Schweizer Peter Huerzeler von „Swiss Timing“.
So wie beim Schwimmen die Weltrekordlinie oder beim Skispringen der Schanzenrekord für die TV-Zuschauer angezeigt wird, stellt sich Huerzeler solche virtuellen Linien auch für den Kufensport vor. „Doch ehe dies spruchreif wird, vergeht noch etwas Zeit. Wichtig ist dabei, wir müssen zusammen mit dem Fernsehen etwas entwickeln, was auch die Oma versteht“, sagte der Eidgenosse, der ähnliche Action-Szenen mit Helmkameras gerade bei den alpinen Skirennläufern testet.
Zudem sollen die Fans schon auf den Bildleinwänden an der Bahn dank Grafiken die Fahrfehler leichter erkennen. „Doch ohne Geld spielt keine Musik“, sagte Ferriani und betonte: „man muss uns etwas Zeit geben, bis die Ideen greifen.“ Ein erster Schritt ist getan, die Zusammenarbeit mit der bisherigen TV-Produktionfirma wurde nicht verlängert. Der neue Vertrag (Infront) brachte laut Ferriani „eine enorme Einsparung für den Weltverband“. Insider vermuten eine mittlere sechsstellige Summe.