Martini/Logsch rasen dank „Popometer“ zum WM-Gold
Königssee (dpa) - Vor einem Jahr war sie nach dem Olympia-Sturz im Tal der Tränen - jetzt weinte sie vor Freude. Bobpilotin Cathleen Martini hat nach Silber 2007 und 2008 ihren ersten WM-Titel geholt.
Sie behielt diesmal die Nerven in der Eisrinne und hörte auf ihren „Popometer“.
Im Ziel schlug sie nach dem WM-Gold fassungslos die Hände vors Gesicht und rang um Worte. Doch dann sprudelte es aus Bobpilotin Cathleen Martini nur so raus. „Nach einer verrückten Saison mit vielen Rückschlägen wollte ich endlich wieder schnell fahren und habe im Bob wieder auf meinen Hintern gehört, auf mein Popometer“, erzählte die Sächsin in Königssee, nachdem sie im siebten Anlauf endlich ihren ersten WM-Titel erkämpft hatte.
Mit ihrer Leipziger Partnerin Romy Logsch verwies die Oberbärenburgerin nach vier Läufen die Amerikanerinnen Shauna Rohbock/Valerie Fleming mit 22/100 Sekunden Vorsprung und einer Gesamtfahrzeit von 3:26,11 Minuten auf Rang zwei. Dritte wurden die kanadischen Olympiasiegerinnen Kaillie Humphries/Heather Moyse. Gesamtweltcup-Siegerin Sandra Kiriasis musste sich mit Platz vier begnügen, ihre Winterberger Kollegin Anja Schneiderheinze-Stöckel wurde Achte.
„Jetzt ist der Medaillensatz endlich komplett“, sagte Martini, die bereits je zweimal WM-Zweite und Dritte war. Während der Siegfahrt gab es nur eine Schrecksekunde: „Ich habe mal kurz gezittert, als der Schlitten ausbrach. Da habe ich angefangen zu beten, dass es doch reichen möge“, schilderte die 28-Jährige ihre Eindrücke. „Die Goldspur ist gelegt. Einfach Klasse, wie Cathleen und Romy nach so einer schwierigen Saison die Nerven behalten haben“, lobte Cheftrainer Christoph Langen.
Die Erleichterung war dem Sachsen-Duo im Ziel anzumerken. Minutenlang umarmten sich die beiden innig. Sie konnten ihr Glück nach einer verkorksten Saison einfach nicht fassen. Bis zum Jahreswechsel hatte Logsch noch an den Folgen des spektakulären Olympia-Sturzes von Vancouver laboriert. Als sie endlich fit war, rutschte Martini im Januar auf einer Treppe aus und zog sich eine Sprunggelenksverletzung zu. So wurde das Erfolgsteam aus dem Vorjahr (fünf Saison-Siege) immer wieder ausgebremst.
„Wenn es in der Saison nicht so läuft und dann springt am Ende so ein Sieg heraus, ist es umso schöner“, sagte Logsch, die 2007 und 2008 mit Kiriasis WM-Gold geholt hatte und dann 2009 nach einem „Zickenkrieg“ zu Martini gewechselt war. Sie genoss den Titel in vollen Zügen und feierte bis weit nach Mitternacht, während ihre Pilotin die Goldfete etwas ruhiger anging. Immerhin startete sie noch im Team-Wettbewerb mit ihrer Ersatz-Bremserin Kristin Steinert. „Als Dankeschön für die Saison quasi“, meinte Martini.
Die dreimalige Weltmeisterin Kiriasis musste auf der ältesten Kunsteisbahn der Welt dagegen ihre zweite bittere WM-Niederlage einstecken, nachdem sie 2004 WM-Gold gegen Susi Erdmann um eine Hundertstelsekunde verpasste. Zum Auftakt des ersten Tages hatte sie sich verfahren, 24 Stunden später verzockt: „Ich wechselte die Kufen und wollte nochmal volles Risiko gehen, doch leider kam der Schnee dazwischen“, sagte die neunmalige Weltcup-Gesamtsiegerin.
Die zehnte Kristallkugel von Kiriasis will Martini in der kommenden Saison verhindern, denn dieser Titel und der Olympiasieg fehlen der dreimaligen Europameisterin noch. Daher bleibt Sotschi 2014 klar im Visier. „Bis dahin müssen wir durchhalten. Dann will ich aber ein Kind kriegen“, sagte Martini, „ich bin ein Familienmensch und will es nicht erst mit 40 bekommen.“