Florschütz gibt nicht auf: WM-Sieg bleibt Ziel

St. Moritz (dpa) - Manchmal weinen auch die härtesten Jungs. Die Tränen von Bobpilot Thomas Florschütz nach seinem bitteren dritten Platz bei der Zweierbob-Weltmeisterschaft in St. Moritz sind inzwischen weg, das Ziel aber bleibt.

„Ich gebe nicht auf, ich will diesen WM-Titel. Und wenn es jetzt nicht im Viererbob klappen sollte, habe ich bei der WM 2015 in Winterberg noch eine Chance“, sagte der 34 Jahre alte Pechvogel nach dem verpassten Gold.

„Warum ich?“, fragt sich Florschütz, „irgendwann muss doch mal Schluss sein mit der Pechsträhne. Dafür habe ich Glück in der Liebe.“ Seine Frau Diane reist mit Sohn Viktor extra nach St. Moritz an und soll ab Samstag bei der Viererbob-WM auch der Glücksbringer sein.

Dann muss das Florschütz-Team nach dem Verletzungsausfall des viermaligen Olympiasiegers Kevin Kuske eng zusammenrücken. „Wir sind eine intakte Truppe, wir wissen, was wir Flori zu verdanken haben“, sagt Anschieber Andreas Bredau, der als Kuske-Ersatzmann mit seinem Piloten nach einer tollen Aufholjagd noch Bronze rettete.

Im großen Schlitten wird Kuske von Ronny Listner ersetzt, der zwar elf Kilogramm weniger wiegt, aber auch reichlich Erfahrung und Teamspirit mitbringt. „Wir sind mit ihm eingespielt, daher setzen wir auf ihn“, betonte Florschütz, der neben Bredau und Listner auch mit dem ehemaligen Hürdenläufer (EM-Zweiter 2006) Thomas Blaschek fährt.

Mittlerweile hat es Florschütz gelernt, Rückschläge wegzustecken. Im Vorjahr besiegte er endlich seinen seit 1997 anhaltenden Titelfluch und holte sich mit Kuske den EM-Sieg im Zweierbob -, dann brach er sich zwei Tage später im Viererbob-Rennen das Wadenbein. Trotz Schmerzen trat er zum Finallauf noch an und rettete wie jetzt in St. Moritz die Bronzemedaille. Die folgende WM in Lake Placid musste der in Erfurt lebende Polizeivollzugsbeamte absagen.

In der Saison 2010/2011 hatte Florschütz wegen einer Bandscheibenoperation aussetzen müssen. Dabei waren er und Kuske in bestechender Form - auch wenn der ehrgeizige Hitzkopf und das in sich ruhende Kraftpaket sich erst finden mussten. Das damals neu zusammengefügte Duo gewann auf Anhieb im kleinen Schlitten drei Weltcupsiege in vier Rennen.

Kuske tat Florschütz gut, auch wenn der Muskelprotz Vergleiche mit seinem Ex-Piloten André Lange und dem neuen Lenker nicht so gerne mag. „Flori ist genauso bissig wie André, vielleicht noch einen Tick schlimmer. Doch Bärchen (Lange) hat es nach außen nie so gezeigt. Flori ist da emotionaler, ihm merkt man schneller an, wenn er leicht gereizt ist.“