Regeländerung beim Bobbau: FES-Tüftler bleiben cool
Lake Placid (dpa) - Fräsen, schleifen, schrauben: Die Ingenieure vom Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin stehen mal wieder vor schwierigen Aufgaben. Der Bob- und Skeleton-Weltverband FIBT ändert zur neuen Saison zum x-ten Mal das Reglement.
Diesmal werden die Verbindungen zwischen Bob-Rahmen und Verkleidung stärker reglementiert. Mittlerweile löst so ein Vorgang bei den FES-Tüftlern nur ein Lächeln aus - sie haben meistens eine passende Antwort parat.
„Wir werden unseren Athleten unter Einhaltung des Reglements eine vernünftige Einheit bereitstellen, das Olympia-Projekt für Sotschi ist nicht gefährdet“, sagte FES-Ingenieur Michael Nitsch. Die ersten Prototypen für 2014 waren mit der Nummer 208 (Zweierbob) und 408 oder oder 409 (Viererbob) bereits auf dem Eis und wurden zudem im virtuellen Windkanal am Computer getestet. Weitere Aufschlüsse gibt es dann im März nach der Homologierung auf der Olympia-Bahn in Sotschi. Dann werden die Kurven genau vermessen, die Druckpunkte ermittelt und die Setups der Schlitten an der neuen Bahn angepasst. „Die Aerodynamik wird diesmal sichtbar anders, ansonsten ist fast alles neu“, meinte Nitsch, der genaue Details nicht verraten will.
Das hat man bereits bei den Titelkämpfen in Lake Placid gesehen. Schon für Olympia 2010 in Vancouver investierten die üblichen Bob-Hersteller wie Bo-Dyn (USA), Singer aus Rosenheim, Franz Wimmer aus Traunstein, Hannes Wallner (Österreich) oder die inzwischen ruhenden Projekte „Citius“ (Schweiz) und „C.O.N.I.-Ferrari“ (Italien) viel Geld. Nun mischen mittlerweile neue Firmen wie Eurotech aus Limburg/Niederlande oder BMW Nordamerika in der Entwicklung der Schlitten mit. „Entwicklung und Forschung kostet Geld, müsste man unser Know-how einkaufen, wäre es zigmal teurer“, meinte FES-Direktor Harald Schaale. Er wird nicht müde zu betonen: „Wir müssen die Zehntelsekunde herausholen, genau darum geht es.“
Mittlerweile fahren alle Deutschen FES-Produkte, auch im Skeleton. „Die wahnsinnig teuren Einkäufe anderer Marken sind Geschichte, wir vertrauen unseren FES-Leuten und haben mit BMW einen neuen Technologie-Partner an Bord, der die Entwicklung in vielen Bereichen unterstützt“, meinte Generalsekretär Thomas Schwab vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD). Auch die Zusammenarbeit zwischen Sportler und Techniker ist besser geworden.
„Früher kam jeder mit jedem noch so kleinen Problem zu uns. Nun ist Bernd Steinecker als Filter dazwischen, die Arbeit ist somit viel ruhiger und zielstrebiger geworden“, sagte Nitsch, dessen FES-Zweierbobs bei Olympia in Vancouver als einzige die Schallmauer von 160 Stundenkilometer durchbrachen. Auch in Lake Placid war die Endgeschwindigkeit der Schlitten dank neuer FES-Kufen im Spitzenbereich. Leider war die Fahrlinie in der anspruchsvollen Eisrinne am Mount van Hoevenberg nicht immer optimal.