Bundestrainer Langen für Bob-WM optimistisch
Lake Placid (dpa) - Weibliche Routine und männliche Unbekümmertheit: Mit dieser Mischung will Cheftrainer Christoph Langen bei der Bob-WM erfolgreich sein.
Auf der komplizierten Bahn in Lake Placid am Mount van Hoevenberg wollen die deutschen Kufencracks ab Freitag ihr Können an den Lenkseilen voll ausspielen. Damit dies gelingt, muss das Material top abgestimmt sein auf die oftmals schwierige Piste mit 1455 Metern Länge, 20 Kurven und einem Gefälle von 20 Grad. Zudem müssen die Anschubzeiten im Spitzenbereich liegen.
„Wir müssen natürlich erst einmal die Bahn begutachten und einige Trainingsfahrten machen, da wir wie immer mit einigen Überraschungen rechnen“, meinte Langen, der auf eine ruppige Bahn vorbereitet ist. Mit dem Druck der Favoritenrolle hat er hingegen kein Problem: „Insgesamt ist es uns natürlich eine Ehre, wenn wir uns über die Saison hin eine Favoritenrolle erarbeitet haben. Doch mit den Nordamerikanern, den Russen und auch mit den Schweizern ist immer zu rechnen. Wir müssen uns hundertprozentig auf unsere Rennen konzentrieren und dann gut in den Wettkampf kommen, nur das zählt.“
Bei den Frauen, die am Freitag mit der Titeljagd beginnen, bringt Langen gleich drei Favoritinnen an den Start. Titelverteidigerin Cathleen Martini will bis zum ersten von vier WM-Läufen zu ihrer Lockerheit zurückfinden, nachdem der Druck beim Weltcupfinale immens groß für sie war. Immerhin holte sie nach zwölf Jahren Anlauf zum ersten Mal den Gesamtsieg und verhinderte den zehnten Sieg in Serie von Dauerrivalin Sandra Kiriasis, die zuletzt aufsteigende Tendenz zeigte.
„Ich freue mich auf meinen Heimtrainer, der mit meiner Familie und auch meinem Freund vor Ort sein wird. Ich muss jetzt den Reset-Knopf finden und auf mein Gefühl hören“, bemerkte Martini. Sie musste sich im Training Sandra Kiriasis geschlagen geben, die wie am Vortag in 57,56 Sekunden Bestzeit fuhr. Martini benötigte 57,78 Sekunden. „Die Bahn ist in einem relativ guten Zustand, die Übergänge sind gut zu fahren“, meinte Martini.
Gemischte Gefühle hat sicherlich die Winterbergerin Kiriasis, die in dieser Saison bislang ohne Sieg ist und die ausgerechnet in Lake Placid 2009 ihre wohl bitterste Stunde erlebte. Als hoch eingeschätzte Favoritin verzockte sie sich damals im Anschieber-Roulette und verbuchte mit Platz sieben die schlechteste WM-Platzierung ihrer Karriere. Martini fuhr damals mit Janine Tischer auf Rang drei, den sie auch schon 2003 bei der WM in Lake Placid hatte. Für Anja Schneiderheinze, die im Gesamtweltcup Zweite wurde, ist die WM nur noch Zugabe: „Ich bin als Neuling in Übersee auch auf dieser Bahn nur Außenseiterin, die Rolle will ich aber gut ausspielen.“
Bei den Männern muss Langen auf die routinierten WM-Zweiten Thomas Florschütz (Wadenbeinbruch/Zweierbob) und Karl Angerer (Halswirbelverletzung/Viererbob) verzichten. Dafür bringt er die unbekümmerten Youngster Maximilian Arndt und Manuel Machata sowie Juniorenweltmeister Francesco Friedrich an den Start. Machata vom SC Potsdam war im Vorjahr der Aufsteiger der Saison und holte auf Anhieb EM- und WM-Titel im großen Schlitten sowie den Weltcup-Gesamtsieg. In diesem Winter lief es bislang durchwachsen für „Machete“ Machata, doch der Oberhofer Arndt trat in seine Fußstapfen und gewann den EM-Titel im Viererbob sowie den Gesamtweltcup in beiden Disziplinen. „Wir sind bereit, die schnellen und harten Bahnen liegen mir. Ich will um den Sieg mitfahren“, meinte Arndt, der plötzlich auch im Zweier mit dem etatmäßigen Florschütz-Anschieber Kevin Kuske Siegpotenzial hat.
Im Training für den kleinen Schlitten markierte Viererbob-Olympiasieger Steven Holcomb aus den USA in 56,51 Sekunden die Bestzeit. Er war eine Hundertstelsekunde schneller als Arndt. Machata war in 56,95 Sekunden deutlich langsamer.