Rommel nach Aufholjagd WM-Dritter - „Michi“ weint

Königssee (dpa) - Unterschiedlicher konnte die Gefühlswelt im deutschen Skeleton-Team nicht sein: Hier Jubel nach WM-Bronze für Frank Rommel, dort bittere Tränen der Enttäuschung bei Lokalmatador Mirsad Halilovic, der im Finallauf in Königssee vom zweiten auf den fünften Rang zurückfiel.

Selbst Teamkollege Rommel hatte Mitleid. „Das sind natürlich zwiespältige Gefühle. Der Michi hätte die Medaille genauso verdient gehabt. Man fiebert die ganze Saison mit den Teamkollegen mit, und wenn es dann so ein trauriges Ende gibt, ist es schon bitter. Ich selbst hatte die Medaille schon abgehakt, als Tretjakow im Ziel war“, meinte Frank Rommel, der nach vier Läufen 1,98 Sekunden Rückstand auf den siegreichen Letten Martins Dukurs hatte, der seinen ersten WM-Titel gewann. Zweiter wurde der Russe Alexander Tretjakow. Der Winterberger Sandro Stielicke wurde Vierter, Junioren-Weltmeister Alexander Kröckel aus Oberhof Achter.

Ein fataler Fehler im oberen Bahnabschnitt kostete „Michi“ Halilovic seine erste WM-Plakette. „Ich hatte einen Fehler Ausfahrt Teufelsmühle. Mich hatte es unheimlich stark nach rechts rübergedrückt, und ich konnte es nicht mehr korrigieren“, sagte Halilovic und fügte an: „Wenn ich eine Nacht drüber schlafe, dann freue ich mich auch über das Klasse-Mannschaftsergebnis. Wir sind in den letzten Tagen echt zu einer Einheit zusammengewachsen. Da fiebert jeder für den anderen mit. Der Arsch-Klatscher macht mich hoffentlich stärker für die nächste Saison.“

Als „Luftkoteletts“ bezeichnet Skeleton-Bundestrainer Jens Müller seine eher leichtgewichtigen Jungs Rommel und Halilovic. Während er die Konstanz des Thüringers Rommel seit Jahren schätzt, räumte der Rodel-Olympiasieger von 1988 die Unbeständigkeit des Bayern ein. „Er ist oft zu nervös auf dem Schlitten, zu zappelig“, betonte Müller.

Der 26-jährige Rommel weiß genau, was er will. Er geht seinen eigenen Weg, bezeichnet sich unter den Profis als „professionell arbeitender Amateur“, der nur von Jahr zu Jahr denkt, aber noch nicht bis Olympia 2014. „Sotschi ist noch weit weg - weiß ich, ob ich dann noch in der Weltklasse mitfahren kann? Und genau das ist mein Anspruch“, betonte der Bankkaufmann, der von seinem Arbeitgeber in Schmalkalden im Winter freigestellt wurde, aber nach einigen Tagen Ruhe wieder an den Schalter muss. Polizeimeister Halilovic tröstet sich dann in der Sonne Floridas über die verpasste Medaille hinweg.