Verkehrte Welt bei Florschütz: Vierer favorisiert

Königssee (dpa) - Im kleinen Schlitten galt Bobpilot Florschütz als Favoritenschreck. In der „Königsklasse“ wurde er oft belächelt. Nun ist alles anders: Der Viererbob ist jetzt seine Schokoladen-Disziplin.

Da will er den Angriff der Youngster erneut abwehren und seinen Status verteidigen.

„Klar ist es mir wichtig, als bester Deutscher abzuschließen. Diesen Status, den ich mir im letzten Jahr hinter André Lange erarbeitet habe, will ich verteidigen. Ich war lang genug die Nummer zwei im deutschen Team“, sagte der 33 Jahre alte Florschütz vom BRC Riesa, der sich in Königssee im Zweierbob WM-Silber mit dem zeitgleichen Shootingstar Manuel Machata vom SC Potsdam teilen musste.

Eine Niederlage gegen den 26-jährigen Teamkollegen hätte Florschütz - bei aller Fairness im deutschen Lager - schon gewurmt, auch wenn er erst seit acht Wochen im Training ist. „Zehn Prozent an Leistung fehlen mir noch. Im Zweier kann man das nicht wettmachen, im Vierer schon. Da sind meine Jungs heiß wie Frittenfett. Das spüre ich in jedem Training, da knistert es förmlich“, meinte Florschütz, der in seinem Sport ungemein ehrgeizig ist. Aber außerhalb der Eisrinne ist er eher der Leisetreter. „Keine Frage, er ist der Ruhepol. Ich bin total das Gegenteil“, betonte seine Lebensgefährtin Diane, die ihrem Schatz im April das Ja-Wort geben wird.

Zuvor will der gebürtige Sonneberger am kommenden Wochenende im Vierer unbedingt seinen internationalen Titelfluch besiegen. Dreimal WM-Silber und dazu Olympia-Silber im kleinen Gefährt reichen. Zudem kommt noch EM-Rang zwei im Viererbob dazu. „Jetzt muss damit Schluss sein. Im Vierer fehlt mir ohnehin eine WM-Medaille. Und wenn, dann kann es gleich die goldene sein“, sagte Florschütz, der erst im November an der Bandscheibe operiert worden ist. „Das Übel ist zwar beseitigt, kann aber jederzeit wieder auftreten.“

Doch bis Sotschi 2014 muss der Rücken halten, immerhin will er bis dahin noch eifrig Titel hamstern. „Das ist auch wichtig wegen der neuen Zentralvermarktung im deutschen Verband, gerade in finanzieller Hinsicht“, erklärte Florschütz, dessen Team immerhin einen sechsstelligen Betrag pro Saison verschlingt. Zwar hat er seit 2004 in seinem Verein BRC Riesa einen finanzkräftigen Geldgeber aus der Versicherungs-Branche, doch dieser unterstützt seit diesem Winter verstärkt den Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD). So kommt das Geld - im Erfolgsfall - auf Umwegen wieder zurück.

Zufrieden ist Florschütz mit dieser Lösung nicht, immerhin sind ihm dadurch in der Selbstvermarktung etwas die Hände gebunden. Zu Zeiten von André Lange wäre dies undenkbar gewesen. Zwar ist er für das nächste Jahr noch abgesichert, doch danach muss im Hinblick auf Sotschi 2014 neu verhandelt werden, denn von den WM- und Weltcup-Prämien, die im unteren vierstelligen Bereich liegen, kann man nicht leben. Und wettbewerbsfähiges Material im Bobsport kostet oftmals soviel wie ein Mittelklassewagen, allein die Entwicklung einer einzigen Kufe ist rund 3000 Euro teuer.