Alle gegen Kiriasis - Florschütz/Kuske WM-reif
Königssee (dpa) - Alle jagen Top-Favoritin Sandra Kiriasis. Die neunmalige Weltcup-Gesamtsiegerin aus Winterberg muss bei den vier WM-Läufen in Königssee nicht nur die Nordamerikanerinnen und die Schweizerinnen fürchten.
Die 36-Jährige wird auch von ihren ehemaligen Anschieberinnen gejagt.
Denn Anja Schneiderheinze-Stöckel, mit der sie 2005 in Calgary Weltmeisterin und ein Jahr darauf in Turin Olympiasiegerin wurde, sitzt jetzt im Bob Deutschland III selbst an den Lenkseilen. Nach zwei zweiten Plätzen im Weltcup hinter Kiriasis will sie ihre einstige Chefin endlich schlagen.
Und dann ist da noch Romy Logsch, die zusammen mit Kiriasis 2007 und 2008 Weltmeisterin wurde. Die Leipzigerin katapultiert nun Cathleen Martini in Bob Deutschland II in die Eisrinne, nachdem ein „Zickenkrieg“ 2009 das Erfolgs-Duo Kiriasis/Logsch gesprengt hatte. Damals erlebte die gebürtige Sächsin Kiriasis ihre wohl schwerste Zeit. Bei der WM in Lake Placid landete sie nur auf Rang sieben, bei Olympia 2010 in Vancouver sprang ein vierter Platz heraus.
Hinzu kam, dass kaum eine Anschieberin freiwillig in ihren Bob namens „Firebolt“ steigen wollte. Vor der Saison versuchte sie, über Stefan Raabs „TV-Total“-Sendung eine neue Partnerin zu finden. Auf ihrer Homepage prangt groß der Slogan „Sandra sucht Anschieberin“. Klickt man weiter auf den Link „Team“, steht sie nur alleine da, was zugleich symptomatisch für den Umgang mit ihr im deutschen Team ist.
Das erkannte bei seinem Amtsantritt auch Cheftrainer Christoph Langen, der vor der Saison eine Menge Einzelgespräche mit ihr führte. „Sie hatte sicherlich keine einfache Zeit, vieles prasselte auf sie ein“, betonte Langen, der mit der Anschieber-Rotation wieder mehr Schwung in den Frauen-Bereich brachte. Doch eines bleibt tabu: Romy Logsch und Sandra Kiriasis werden nie wieder zusammen in einem Bob sitzen. Dafür wird die Winterbergerin jetzt von ihrer „alten“ Weggefährtin Berit Wiacker angeschoben. Diese war vor Olympia 2010 von ihrer Pilotin Kiriasis bereits einmal ausgebootet worden und hatte daraufhin intern verkündete: „Das war's“.
Für die WM hat sich Kiriasis viel vorgenommen, nachdem sie in dieser Saison fünf Siege einfahren konnte und zudem ihren fünften EM-Titel gewann: „Ich trete bestimmt nicht an, um da um Platz sechs mitzufahren.“ Langen ist es egal, wer gewinnt: „Eine von den drei Frauen muss durchkommen.“
Bei den Männern schickt Langen mit vier deutschen Bobs eine ganze Armada an den Start. „Alle deutschen Piloten haben eine Chance zu gewinnen“, meinte der Coach. Vor allem Thomas Florschütz aus Riesa, der im November noch eine Bandscheiben-Operation hatte, katapultierte sich mit aufsteigender Tendenz in den engen Favoritenkreis. „Wir haben noch leichte Abstimmungsprobleme. Aber das kriegen wir in den Griff. Und dann greifen wir auch vorne an“, so der Olympia-Zweite im Zweierbob, der am Tag der Entscheidung im kleinen Schlitten 33 Jahre alt wird. Shootingstar Manuel Machata will nach EM-Gold im Viererbob auch im kleinen Schlitten seinen ersten Titel holen. Und dann ist da noch Lokalmatador Karl Angerer, der auf seiner Heimbahn bereits einen Weltcup-Sieg verbuchen konnte.