Trotz Sturz: „Miss Weltcup“ Kiriasis unaufhaltsam
Cesana (dpa) - Sie ist die erfolgreichste Bobpilotin der Welt: Olympiasiegerin 2006, dreimal WM-Gold, fünf EM-Titel und nun kam die neunte Kristallkugel in Serie für den Gesamt-Weltcup dazu. Sandra Kiriasis spielt eine Sonderrolle - im und außerhalb des Eiskanals.
Sandra Kiriasis eckt oft an. Diesmal passierte es in den Zielkurven der Olympia-Bahn in Cesana, wo sie 2006 mit dem Olympiasieg ihren größten Erfolg feierte. Sie stürzte beim Saisonfinale und kam auf der Seite liegend mit ihrem Zweierbob ins Ziel. „Mit Sturz noch 57,19 Sekunden?“, fragte sie vor laufenden TV-Kameras ihren Bundestrainer. Mit der viertbesten Zeit rettete sie sich in den zweiten Lauf, kam dann noch aufs Podest und sicherte mit Rang drei ihren neunten Weltcup-Gesamtsieg in Serie.
„Ich hätte es schon gerne ein bisschen anders heute gehabt, aber solche Dinge passieren auch, ich bin nun einmal keine Maschine“, sagte die gebürtige Sächsin von der RSG Hochsauerland, die nach ihrer Fahrt mit Anschieberin Stefanie Schneider einige Prellungen im Schulterbereich einstecken musste.
Nun will sich Kiriasis bis zur Heim-Weltmeisterschaft ab 19. Februar in Königssee etwas zurückziehen. „Ich will die bobfreie Zeit genießen. Mal zwei, drei Tage keinen Bob sehen und dann wieder voll angreifen. Ich trete bestimmt nicht an, um da um Platz sechs mitzufahren“, betonte Kiriasis, die nach zwei durchwachsenen Wintern mit WM-Platz sieben 2009 und Olympia-Rang vier 2010 in Vancouver wieder in die Erfolgsspur fand.
Ihre eigensinnige, auch unbekümmerte Art kommt ihr bei der Suche nach der Ideallinie in der Eisrinne oft entgegen, da ist sie einzigartig. Abseits des Eis-Labyrinths gilt die 36-jährige Bobpilotin als schwierig. Mit einem „Zickenkrieg“ verprellte sie 2009 ihre Weltklasse-Anschieberin Romy Logsch, die dann zu Martini wechselte. Kaum jemand wollte freiwillig in den erfolgreichen Bob steigen. Vor der Saison versuchte sie über Stefan Raabs „TV-Total“- Sendung eine neue Partnerin zu finden. Klickt man auf ihrer Homepage auf den Link „Team“ steht sie nur alleine da, was zugleich symptomatisch für den Umgang mit ihr im deutschen Team ist.
Das erkannte bei seinem Amtsantritt auch Cheftrainer Christoph Langen, der vor dieser Saison eine Menge Einzelgespräche mit Kiriasis führte. „Sie hatte sicherlich keine einfache Zeit, vieles prasselte auf sie ein. Doch wenn man Erfolg haben will, muss der Kopf für den Sport frei sein“, betonte Langen, der mit der Anschieber-Rotation wieder mehr Schwung in den Frauen-Bereich brachte. Doch eines bleibt tabu: Romy Logsch und Sandra Kiriasis werden wohl nie wieder zusammen in einem Bob sitzen.