Eisschnellläuferin Beckert will „bei Gunda“ trainieren
Inzell (dpa) - Nach der olympischen Seuchensaison hofft Stephanie Beckert auf Unterstützung durch Rekordweltmeisterin Gunda Niemann-Stirnemann.
„Ich würde mich sehr freuen, wenn ich künftig bei Gunda trainieren könnte“, sagte Beckert. Rekord-Weltmeisterin Gunda Niemann-Stirnemann betreut derzeit die 16-jährigen Eisschnellläufer im ESC Erfurt. Sie gilt als eine Kandidatin auf die Nachfolge von Beckerts Heimcoach Stephan Gneupel, der nach dem Weltcup-Finale in Heerenveen in den Ruhestand gehen wird.
Der Erfolgstrainer, der sich zunächst einer Knie-Operation unterziehen muss, führte in mehr als 20 Jahren seine Schützlinge zu 19 WM-Titeln, 13 Olympiasiegen, 17 Weltrekorden und mehr als 150 Weltcupsiegen. In diese Fußstapfen zu treten, wird für jeden Nachfolger schwer. „Es gab überhaupt noch keine Gespräche“, sagte Gunda Niemann-Stirnemann am Rande des Weltcups in Inzell. Auch der frühere Erfurter Sprinter Andreas Behr gilt als Kandidat auf die Gneupel-Nachfolge. Gespräche soll es aber erst nach Saisonende geben, wenn im Verband die Weichen gestellt sind.
Nachdem zuletzt die Chemie zwischen Beckert und Gneupel nicht mehr ganz so wie früher stimmte, war die gesamte Saison für die einstige Vorzeigefrau katastrophal verlaufen. „Das einzig Gute war, dass ich in Sotschi noch dabei sein konnte. Aber es gilt jetzt, in Ruhe alles aufzuarbeiten“, meinte die Erfurterin. Vor vier Jahren war sie noch gefeierter Star der deutschen Eisschnellläufer. In Vancouver holte sie nicht nur Gold in der Team-Verfolgung, sondern auch Silber auf beiden langen Strecken.
Die Saison war für die blonde Thüringerin beim Heim-Weltcup mit einer erneuten Enttäuschung zu Ende gegangen. Die 25-Jährige belegte in der B-Gruppe über 3000 Meter nur den neunten Platz. Damit ist sie auch beim Weltcup-Finale der besten 16 in Heerenveen nicht dabei. „Das ist natürlich nicht mein Anspruch. Aber die gesamte Saison musste ich schon kleinere Brötchen backen“, räumte die Erfurterin mit traurigem Blick ein. Bei den Winterspielen in Sotschi hatten sich mit Platz acht über 5000 und Rang 17 über 3000 Meter die Wünsche der Thüringerin nicht erfüllt.
Schon Ende der vergangenen Saison waren spätestens nach einem Streit mit Claudia Pechstein ihre mentalen Probleme offenkundig geworden. Die Berlinerin hatte ihr beim Team-Rennen in Heerenveen „Arbeitsverweigerung“ vorgeworfen. Daraufhin kündigte Beckert an, nicht mehr mit der Rivalin im Team laufen zu wollen. Dies hatte sie zum Saisonbeginn revidiert. „Ich wäre gelaufen, aber die Trainer haben anders entschieden“, sagte Beckert. Das Ergebnis war ein Desaster: Das Team verpasste ohne Beckert die Sotschi-Spiele. Inzwischen hat Stephanie Beckert den Zoff ausgeblendet. „Ich brauche den Streit nicht, will mich ganz auf mich allein konzentrieren.“
Unabhängig, wie die Entscheidung der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft zur Trainerfrage ausfällt, Stephanie Beckert will kämpfen und unbedingt wieder Anschluss an ihr einstiges Leistungsniveau schaffen. „Ich werde den Kopf nicht in den Sand stecken. In jedem Sportlerleben gibt es Höhen und Tiefen. Ich werde auch wieder aus dem Tal herauskommen“, ist sich die Blondine sicher.
Schließlich will sie 2018 mit ihren drei Geschwistern bei Olympia dabei sein. Ihr Bruder Patrick untermauerte gerade in Inzell mit Platz drei über 5000 Meter seinen Aufwärtstrend, Jessica gehört schon zur Trainingsgruppe. Und Pedro, der Jüngste, sammelte gerade bei der Junioren-WM in Norwegen wichtige Erfahrungen.