Eisschnelllauf: Pechstein verfehlt das Podest

Hamar (dpa) - Claudia Pechstein hat ihr erstes EM-Ziel knapp verfehlt. Als Fünfte über 3000 Meter blieb die 41 Jahre alte Berlinerin bei ihren 20. Eisschnelllauf-Europameisterschaften erstmals in dieser Saison auf den langen Strecken ohne Podestplatz.

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„Ein wenig enttäuscht bin ich nur, weil ich meinen Rhythmus nicht richtig gefunden habe. Aber sonst ist nichts verloren, abgerechnet wird in Sotschi“, sagte die Hauptstädterin nach ihren 4:06,53 Minuten, mit denen sie Titelverteidigerin Ireen Wüst aus den Niederlanden (4:02,02) den Sieg überlassen musste. Für Olympiasiegerin Martina Sablikova (Tschechien) reichte es zu Platz drei hinter Yvonne Nauta aus den Niederlanden, die sich nicht für Olympia qualifiziert hat.

„Alle, die hier mitlaufen und meine Kinder sein könnten, müssten eigentlich zehn Sekunden schneller sein als ich“, meinte Pechstein mit einem Schmunzeln. Auch nach ihrem 14. Platz auf der ungeliebten Sprintstrecke über 500 Meter hatte sie ein Strahlen im Gesicht. „Ja, Schokolade“, meinte sie zu ihrem Freund Matthias Große. In 40,40 Sekunden hatte sie ihre interne Zielstellung von mindestens 41 Sekunden um sechs Zehntel unterboten. „Unsere Abmachung hieß, jedes Zehntel drunter darf sie sich ein Stückchen gönnen“, verriet Große sein Motivationsrezept.

„Das war völlig okay. Es war erst mein zweites 500-Meter-Rennen in diesem Winter“, meinte Pechstein, die im „Wikingerschiff“ vor 20 Jahren ihren ersten von fünf Olympiasiegen erkämpft hatte, aber auch vor vier Jahren wegen erhöhter Blutwerte bei der Mehrkampf-WM aus dem Rennen genommen wurde.

Im Kampf um die Mehrkampf-Krone hat Wüst mit zwei Streckensiegen schon fast alle Konkurrentinnen abgeschüttelt. Ihr Vorsprung auf die zehntplatzierte Pechstein beträgt unaufholbare sieben Sekunden vor den 1500 Metern am Sonntag. In 38,77 Sekunden war die 27-jährige Wüst erstmals auch über 500 Meter die Schnellste. „Die Niederländerinnen kommen direkt von ihren Trials, sie sind in einer Super-Verfassung“, meinte Pechstein.

Jennifer Bay aus Dresden, die im Überkreuzvergleich mit Sprinterin Jennifer Plate noch um das letzte offene Damen-Ticket im deutschen Olympia-Team kämpft, blieb auf der 3000-Meter-Distanz als 17. (4:15,54) hinter den eigenen Erwartungen zurück. „Das wird wohl nicht reichen. Jeder reißt sich ein Bein aus, um zu Olympia zu kommen.“ Mit einer guten Leistung kommende Woche bei der Sprint-WM in Nagano kann die Berlinerin Plate sie nun aus dem Team verdrängen.

Keine Chance auf vordere Plätze haben auch die deutschen Herren. Der Erfurter Robert Lehmann belegte über 500 Meter in 37,67 Sekunden Rang 22, EM-Debütant Jonas Pflug aus Berlin landete auf dem 27. Platz. Den Streckensieg sicherte sich Havard Bökko in 36,00 Sekunden. Der von über 4000 Zuschauern gefeierte Lokalmatador will versuchen, in Abwesenheit des sechsmaligen Europameisters Sven Kramer (Niederlande) zum ersten Mal seit 23 Jahren den Mehrkampf-EM-Titel wieder nach Norwegen zu holen.