Grippe-kranke Savchenko/Szolkowy verzichten auf EM-Kür
Budapest (dpa) - Eine heftige Grippe hat die Paarläufer Aljona Savchenko und Robin Szolkowy bei der Eiskunstlauf-EM zur Aufgabe gezwungen und damit die Generalprobe des großen russisch-deutschen Olympia-Duells verhindert.
Die Chemnitzer sagten kurz vor dem Kürfinale ihren Start ab.
„Aljona hat einen viralen Infekt der oberen Atemwege“, berichtete Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union, in Budapest. Die gebürtige Ukrainerin hatte noch am Morgen ihres 30. Geburtstages in der Syma Hall trainiert - doch dann entschlossen sich die beiden Athleten und Trainer Ingo Steuer, zu verzichten. „Im Hinblick auf Sotschi war es die einzig richtige Entscheidung. Bei Aljona waren maximal 70 Prozent abrufbar“, meinte Szolkowy, „auch wenn mein Sportlerherz mir sagt, wie gern wir gelaufen wären“.
Die viermaligen Weltmeister lagen nach dem Kurzprogramm mit sieben Punkten Rückstand an zweiter Stelle hinter den Rivalen Tatjana Wolossoschar und Maxim Trankow. Die Russen verteidigten ihren Titel, mit zwei Stürzen misslang ihnen die Kür aber völlig. „Man hat gesehen, dass sie schlagbar sind und Nerven zeigen“, sagte Steuer.
23 Tage vor der Olympia-Kurzkür ist für die Sachsen nun die Regeneration am wichtigsten. „Wichtig ist, dass Aljona gesund wird und wir in Sotschi zu hundert Prozent um Gold kämpfen können“, betonte Steuer. Im Teamwettbewerb werden die viermaligen Europameister nicht dabei sein.
Besonders traurig waren Savchenkos Eltern, die extra aus Kiew angereist waren. „Wenn es jetzt der letzte Wettbewerb gewesen wäre, hätte ich es versucht. Es ist sehr schade, denn die Familie und die Freunde sind hier“, sagte Savchenko der Nachrichtenagentur dpa. Mit ziemlicher Sicherheit bestreitet die Athletin bei den Winterspielen in Sotschi den letzten Wettkampf mit Szolkowy. Offiziell wollen die Sportler ihren Abschied erst nach Olympia bekanntgeben.
„Die Grippe hat sich am Samstag schon abgezeichnet“, führte Dönsdorf aus und betonte: „Das hat auf gar keinen Fall taktische Gründe. Aljona hat die ganze Nacht nicht geschlafen, sonst ist sie ja hart im Nehmen.“ Mit Blick auf Olympia in drei Wochen wolle man nichts riskieren. „Sotschi steht bevor, sie darf uns nicht lange ausfallen“, sagte Dönsdorf. Steuer ergänzte: „Unser Teamarzt hat gesagt, wenn Aljona gelaufen wäre, hätte es sein können, dass sie zehn Tage flachliegt.“ Zudem sei das Verletzungsrisiko zu hoch.
Besonders den dreifachen Wurflutz hätte Savchenko nicht springen können. „Wir haben es im Training nochmal probiert, aber sie schafft ihn maximal doppelt“, erklärte der Ex-Weltmeister. „Das Risiko, Olympia vielleicht sausen zu lassen und hier eine Medaille mitzunehmen, ist einfach zu groß.“ Das habe nichts damit zu tun, dass man dem Aufeinandertreffen mit den russischen Weltmeistern aus dem Weg gehen wolle. „Wenn wir taktisch hätten agieren wollen, wären wir gar nicht erst angereist“, meinte Steuer.
Die deutschen Vizemeister Maylin und Daniel Wende (Oberstdorf) zeigten sich mit Platz sechs für Sotschi gerüstet. Nur ein kleiner Fehler beim Flip trübte das Bild. Mari Vartmann/Aaron van Cleave wurden Neunte. Damit hat die DEU bei der EM 2015 in Stockholm zwei Startplätze.
Mit Platz sechs zeigte auch Peter Liebers, dass er in der Ära nach Savchenko/Szolkowy immer dichter ans Treppchen heranlaufen will. „Ich will meine Leistung bei Olympia noch verbessern“, sagte der Fleißarbeiter aus Berlin, der zuvor noch zum Choreographie-Lehrgang nach Toronto fahren wird. Ganz große Klasse war die Vorstellung des Spaniers Javier Fernandez, der bei den Männer Gold holte. Der Exot in seinem Land wird bei Olympia ein Wörtchen um den Sieg mitreden.