ISU-Arzt Kuipers: Pechstein hat manipuliert

Maastricht (dpa) - Auch nach medizinischen Gutachten von Blutexperten ist der niederländische Sportmediziner Harm Kuipers davon überzeugt, dass Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein manipuliert hat.

Immerhin habe die Berlinerin vier Prozesse geführt und alle verloren, sagte er nach monatelangem Schweigen der niederländischen Tageszeitung „AD“ „Ich bleibe überzeugt, dass Pechstein manipuliert hat“, sagte Kuipers, der als Mitglied der medizinischen Kommission des Eislauf-Weltverbandes ISU maßgeblich am Dopingverfahren gegen Pechstein beteiligt war. Die erfolgreichste deutsche Winterolympionikin war von der ISU wegen erhöhter Blutwerte zu einer zweijährigen Sperre verurteilt worden.

Bei Pechstein stießen die Äußerungen des Mediziners sofort auf heftige Kritik. „Professor Kuipers ist nur noch zu bedauern. Als Arzt hat er bei der Interpretation meiner Laborwerte komplett versagt“, sagte sie und legte nach: „Unter den Experten in der Anti-Doping-Szene wird er für immer als derjenige in Erinnerung bleiben, der das Fehlurteil gegen mich zu verantworten hat.“ Die Berlinerin hatte Doping stets bestritten und behauptet, unschuldig von der ISU gesperrt worden zu sein.

Einige Hämatologen haben ihr inzwischen eine Blutanomalie als Grund für ihre Extremwerte bei den jungen roten Blutkörperchen (Retikulozyten) bescheinigt. Der Münchner Professor Klaus Eber und der Siegener Onkologe Winfried Gassmann forderten Kuipers indes auf, sich einer öffentlichen wissenschaftlichen Diskussion zu stellen. Bislang sei Kuipers jegliche Erklärung schuldig geblieben, wann, wo, womit und wie Pechstein manipuliert haben soll, erklärten die Mediziner.

Bei den Einzelstrecken-Weltmeisterschaften Anfang März in Inzell war Kuipers als Zuschauer dabei, als Pechstein nach Ablauf ihrer Sperre über 5000 Meter und im Team Bronzemedaillen gewann. „Sehr bemerkenswert, dass sie mit 39 Jahren noch so eine Leistung abliefert“, hatte der an Prostatakrebs erkrankte Kuipers geurteilt.