Stürmischer Abschied: Malysz trotzt Schneesturm

Zakopane (dpa) - Seinen letzten Sprung wollte sich Adam Malysz nicht nehmen lassen. Ungeachtet eines heftigen Schneesturms über dem polnischen Winterkurort Zakopane und der Warnungen der Organisatoren kletterte der polnische Nationalheld noch einmal auf den großen Bakken in Zakopane.

Zur Freude der 60 000 Fans an der Schanze und Millionen Menschen an den Bildschirmen demonstrierte der 34-Jährige ein letztes Mal sein großes Können. Dann war die beeindruckende Karriere des Skisprung-Idols unwiderruflich vorbei. „Ich wollte aufhören, wenn ich noch eine gute Form habe. So, wie es mein Vorbild Jens Weißflog getan hat“, sagte Malysz.

Eigentlich war als Abschiedsveranstaltung ein ungewöhnlicher Wettkampf geplant. Über den Sieg sollte ausnahmsweise nicht die Weite der Sprünge, sondern die Zielgenauigkeit entscheiden. Mit Hilfe eines Glücksrades hatten die Teilnehmer vor dem Start ihre Weiten ausgelost. Gewinnen sollte derjenige, der dieser am nächsten kommt. Doch das Wetter machte diesem Plan einen Strich durch die Rechnung. „Der Himmel will nicht, dass sie springen“, sagte Polens Präsident Bronislaw Komorowski, der zu den Gästen gehörte.

Außer Malysz wagten dann nur wenige der 16 Top-Springer, unter ihnen der viermalige Olympiasieger Simon Ammann aus der Schweiz, doch noch einen Sprung. Martin Schmitt (Furtwangen) verzichtete.

Als Zeichen der Bewunderung für Malysz hatten sich einige Sportler und viele Zuschauer einen Malysz-Schnauzbart wachsen lassen. Andere traten mit einem Kunststoff-Schnauzer auf. „Adam war immer ein fairer Sportmann“, sagte Sven Hannawald, der sich mit dem Polen zu Beginn des Jahrtausends spannende und hochklassige Auseinandersetzungen geliefert hatte.

In Polen ist Malysz eine National-Ikone. Er wurde viermal Weltmeister, gewann vier olympische Medaillen und feierte 39 Weltcupsiege. Zuletzt belegte er beim Skiflug-Weltcup in Planica den dritten Platz.

Wie es im Hause Malysz nach der Karriere weiter geht, ist noch offen. Im Gespräch ist eine ehrenamtliche Funktion im Organisationskomitee für die Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi 2014. Eines aber weiß Malysz genau: Die 1500-Kalorien-Diät wird nicht mehr eingehalten. „Ich will kein Knochengerüst mehr sein“, sagte er. Sein Lieblingsgericht, gebratene Ente, werde von jetzt an häufiger auf den Tisch kommen.