Pechstein kassiert 10 000 Dollar: Zweite im Gesamtweltcup
Erfurt (dpa) - Eine Umarmung für ihren Lebensgefährten, viele Hand-Küsse ins Publikum: Claudia Pechstein hat auch zum Saisonausklang ihre Ziele erreicht und sich den zweiten Platz im Eisschnelllauf-Weltcup auf den Langstrecken gesichert.
Die 43 Jahre alte Berlinerin verbuchte in 4:09,14 Minuten mit Rang vier im Rennen über 3000 Meter beim Finale in Erfurt ihre beste Saisonplatzierung auf dieser Strecke und durfte 10 000 Dollar Preisgeld einstreichen. „Platz vier war der Plan. Ich bin so stolz, dass ich das geschafft habe. Vielen Dank ans Publikum, das mich so toll angefeuert hat“, meinte Pechstein, die sich umgehend daran erinnerte, dass ihr hier 2011 das Comeback nach ihrer Zwei-Jahres-Sperre geglückt war.
Der Sieg ging in 4:04,06 Minuten an Weltmeisterin Martina Sablikova. Die Tschechin holte sich damit zum neunten Mal hintereinander den mit 15 000 Dollar dotierten Gesamt-Weltcup. Bente Kraus aus Berlin musste mit Rang zwölf zufrieden sein. „Die Kräfte sind geschwunden. Auch die Situation um meinen Trainer Andre Unterdörfel ist mir in den vergangenen Wochen nicht aus dem Kopf gegangen“, sagte die WM-Sechste. Nach der Entscheidung der Verbands-Führung wird Unterdörfel künftig eine Aufgabe im Nachwuchs-Bereich übernehmen.
Claudia Pechstein bekommt hingegen in Uwe Hüttenrauch den Wunschtrainer an ihre Seite. „Ich habe das Angebot der DESG angenommen“, bestätigte der 59 Jahre alte frühere Nachwuchs-Trainer der Deutschen Presse-Agentur nach Gesprächen mit dem Verband in Erfurt. Für Hüttenrauch schließt sich damit ein Kreis, denn als junger Coach hatte er Claudia Pechstein schon bei ihren ersten Schritten auf Eisschnelllauf-Kufen betreut.
Gleichfalls auf das Podest im Gesamt-Weltcup sprintete Nico Ihle. Der Chemnitzer verarbeitete mit Platz drei über 1000 Meter glänzend seinen Frust nach der verpatzten Sprint-WM. Als erster deutscher Eissprinter seit 24 Jahren bestieg der Sachse das Podest. Zuletzt hatte der Berliner Uwe-Jens Mey 1991 den Cup über 500 Meter gewonnen.
„Dieser dritte Weltcup-Platz bedeutet mir so viel. 24 Jahre ist das keinem deutschen Mann gelungen, deshalb bin ich sehr stolz“, meinte Ihle. Eine Prämie von 7000 Dollar gab es als Zugabe. Nur dem Russen Pawel Kulischnikow und dem Niederländer Kjeld Nuis musste er den Vortritt lassen. Dazu reichte Ihle zum Abschluss ein fünfter Platz.
Am Sonntag versuchte er auch über 500 Meter aufs Podest zu laufen, doch musste sich der Olympia-Vierte in 35,15 Sekunden erneut mit Rang vier begnügen. In der Endabrechnung bedeutete das für ihn Platz fünf. Den Gesamterfolg hatte sich Kulischnikow bereits tags zuvor mit Bahnrekord von 34,71 Sekunden gesichert. Am Sonntag siegte sein Landsmann Ruslan Muraschow in 34,97 Sekunden.
Einen glanzvollen Schlusspunkt unter die Saison setzte auch Patrick Beckert. Der Lokalmatador erkämpfte in 6:21,80 Minuten als Dritter über 5000 Meter seine dritte Podestplatzierung in einem Weltcup-Einzelrennen. „Die Erwartungen hier in Erfurt waren sehr hoch. Umso schöner, jetzt auf dem Podest zu stehen“, sagte der 24-Jährige, der im Endklassement einen Sprung auf Platz vier machte. Nicht gefährden konnte er den niederländischen 10 000-Meter-Olympiasieger Jorrit Bergsma, der in 6:17,49 Minuten den Langstrecken-Cup perfekt machte.
Sprint-Weltmeisterin Brittany Bowe gewann auch den Gesamtweltcup über 1000 Meter. Die US-Amerikanerin setzte sich beim Weltcup-Finale auch im letzten Saisonrennen durch und verbesserte in 1:14,61 Minuten ihren eigenen Bahnrekord vom 3. März 2013 um 0,73 Sekunden. Platz zwei ging an Teamgefährtin Heather Richardson (1:15,13) vor der Niederländerin Marrit Leenstra (1:15,78). Gabriele Hirschbichler aus Inzell kam in 1:17,89 Minuten auf Rang zehn.
Mit dem fünften Platz im Massenstartrennen durch die Berlinerin Bente Kraus wurde die Eisschnelllauf-Saison 2014/15 beendet. Beim Weltcup-Finale gewann die Tschechin Martina Sablikova nach einem Alleingang auf den letzten Runden vor der Japanerin Nana Takagi und der Italienerin Francesca Lollobrigida. Claudia Pechstein belegte Platz zwölf. Der Gesamterfolg ging an die Kanadierin Ivanie Blondin, Pechstein wurde Siebte.
Bei den Herren sicherte sich der Südkoreaner Lee Seung-Hoon die Trophäe, obwohl er zum letzten Rennen gar nicht mehr antrat. Der Sieg in Erfurt ging an den Belgier Bart Swings vor
10 000-Meter-Olympiasieger Jorrit Bergsam aus den Niederlanden. Der Münchner Marco Weber kam hinter dem Norweger Sverre Lunde Pedersen auf Rang vier, Alexej Baumgärtner (Chemnitz) wurde Sechster. Damit rutschte Weber in der Gesamtwertung noch auf Platz fünf vor.