Freund am Ziel: Dritter deutscher Gesamt-Weltcupsieger

Planica (dpa) - Als sich Severin Freund nach einer Achterbahnfahrt der Gefühle zum dritten deutschen Weltcup-Gesamtsieger gekürt hatte, wurde der Skisprung-Weltmeister von seinen Emotionen übermannt.

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Im Moment des größten Karriere-Triumphes konnte und wollte der 26-Jährige seine Glückstränen nicht zurückhalten, dann holte er sich einen dicken Siegerkuss von Freundin Caren ab. „Gesamt-Weltcupsieger hört sich ziemlich cool an. Jetzt habe ich ihn. Es ist das, was ich immer gewinnen wollte und unglaublich, dass ich das am Ende einer solchen Saison geschafft habe“, frohlockte Freund nach dem Herzschlagfinale beim Skiflug-Weltcup in Planica. „Es war die größte Saison meiner Karriere. Ich bin sehr dankbar und stolz und auch ein wenig demütig.“

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Bei der Siegerehrung küsste er später immer wieder die Große Kristallkugel, die sich vor ihm nur Jens Weißflog und Martin Schmitt in die Vitrine stellen konnten. Der Team-Olympiasieger belegte am Sonntag zwar nur den siebten Rang, beendete die Saison mit 1729 Zählern aber punktgleich mit Peter Prevc aus Slowenien und triumphierte aufgrund der höheren Zahl an Saisonsiegen. „Wenn zwei Leute in 37 Wettkämpfen die gleiche Punktzahl haben, hätten es beide verdient, oben zu stehen“, tröstete Freund seinen Rivalen.

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Als das Happy End perfekt war, wurde er von seinen Teamkollegen vor Freude fast erdrückt, während seine Freundin völlig losgelöst einen roten Herzluftballon mit der Aufschrift „Mein Überflieger“ schwenkte. „Ich wusste, ich habe das Potenzial. Aber dass ich es jetzt schon geschafft habe, ist Wahnsinn“, sagte Freund.

Bundestrainer Werner Schuster war nach dem Finale furioso, in dem die DSV-Adler auch den Gesamtsieg in der Nationenwertung vor Norwegen perfekt machten, ebenfalls völlig aus dem Häuschen. Wie ein Flummi sprang der Erfolgscoach durch den Innenraum und umarmte jeden, der ihm über den Weg lief.

„Das ist die Krönung eines längeren Weges. Für Severin ist es fantastisch, für uns als Team ist es grandios, dass wir alles gewonnen haben. Es war nicht unverdient, auch wenn es knapp war“, bilanzierte Schuster am Ende einer überragenden Saison.

Ausgerechnet Prevc' Landsmann Jurij Tepes kürte mit seinem Tagessieg Freund zum Gesamtsieger. Nach Sprüngen auf 222,5 und 226 Meter schien der Bayer schon geschlagen, denn bei einem Sieg von Prevc, der zur Halbzeit vorne lag, hätte er mindestens Dritter werden müssen. „Da war die Sache für mich durch“, schilderte er seine Gefühlslage.

Doch dann flog Tepes im Finale auf 244 Meter und schnappte seinem Landsmann um 2,8 Punkte den Sieg weg. „Dass Jurij so einen Sprung macht und Gregor Schlierenzauer mich noch vorbei lässt - damit hatte ich nicht mehr gerechnet“, sagte Freund.

„Wir konnten nicht mehr viel machen. Der Sevi hat gekämpft, die Schanze aber nie richtig in den Griff bekommen. Dass uns ausgerechnet Tepes hilft, ist natürlich eine ganz tolle Geschichte“, bedankte sich Schuster für die unverhoffte Schützenhilfe.

Auch Schmitt, der vor 15 Jahren als letzter DSV-Springer den Gesamt-Weltcup gewonnen hatte, war überwältigt. „Punktgleichheit im Gesamtweltcup habe ich noch nicht erlebt, das ist Wahnsinn. Die Minuten für Severin unten - das war schon extrem. Das macht es umso schöner, den Erfolg zu feiern“, sagte Schmitt bei „Sky Sport News HD“. Und auch Weißflog gratulierte via ARD: „Glückwunsch, dein Traum ist in Erfüllung gegangen. Das ist ein Riesending.“

Freund krönte damit die erfolgreichste Saison seiner Karriere. Bei der WM gewann er zweimal Gold im Einzel von der Großschanze und im Mixed. Auf der Normalschanze gab es noch Silber dazu. Im Weltcup landete er neun Siege - mehr schaffte nur Martin Schmitt vor 15 Jahren mit elf. Mit nunmehr insgesamt 18 Weltcuperfolgen schloss Freund zu Sven Hannawald auf und kann in den nächsten Jahren die Verfolgung von Schmitt (28) und Weißflog (33) aufnehmen. „Er wird hungrig bleiben“, versicherte Schuster.