Goldener Skispringer: Freund eilt von Erfolg zu Erfolg
Trondheim (dpa) - Mit dem Gelben Trikot im Gepäck machte sich Severin Freund nach dem Triumph im Drama von Trondheim gut gelaunt auf den Weg zum legendären Holmenkollen.
An der Wiege des nordischen Skisports will der Skisprung-Weltmeister an diesem Wochenende seinen Erfolgshunger weiter stillen und die persönliche Rekordstatistik in neue Höhen schrauben. „Am Holmenkollen habe ich letztes Jahr gewonnen. Es ist eine sehr traditionsreiche Anlage und ich freue mich darauf“, verkündete Freund vor der Weltcup-Doppelveranstaltung in Oslo.
Auf der Jagd nach der Großen Kristallkugel knüpft der 26-Jährige an die goldenen Zeiten des deutschen Skisprungs an und ist längst aus dem Schatten der Altstars getreten. Der siebte Saisonsieg am Donnerstagabend in Trondheim stellte ihn in dieser Statistik auf eine Stufe mit Jens Weißflog und Martin Schmitt, denen dieses Kunststück als bisher einzigen DSV-Adlern gelungen war.
Schon jetzt hat Freund dem deutschen Skisprung den erfolgreichsten Weltcup-Winter seit 15 Jahren beschert. Damals kürte sich Schmitt mit elf Tageserfolgen zum Gesamtsieger. Diesen Kindheitstraum will sich Freund in der nächsten Woche beim Finale in Planica erfüllen. Damit würde er auch in dieser Statistik in einer Reihe mit Weißflog und Schmitt stehen.
Es sieht gut aus für den Team-Olympiasieger. Nach dem 16. Weltcupsieg seiner Karriere führt er das Tableau mit 1443 Punkten vor dem Slowenen Peter Prevc (1409) und Stefan Kraft aus Österreich (1397) an. „Ich werde versuchen, das Gelbe Trikot bis zum Saisonende zu behalten, aber es wird ein enges Rennen bleiben“, sagte Freund.
In Trondheim gesellte sich zu seinem überragenden Können auch das nötige Glück, denn der Bayer profitierte vom Pech des bisherigen Spitzenreiters Kraft. Der Vierschanzentourneegewinner lag zur Halbzeit klar auf Siegkurs, wurde dann aber von Materialproblemen ausgebremst.
Schon nach zehn Metern seines finalen Fluges hatte sich das Zäpfchen, das den Bindungsstab mit dem Schuh verbindet, gelöst. „Das war eine Riesen-Schrecksekunde. Danach war es nur noch ein Kampf“, schilderte Kraft die gefährliche Situation. „Gott sei Dank ist nichts passiert.“
Am Ende überwog nicht nur bei ihm die Erleichterung. „Ein großes Kompliment an Stefan, dass er diesen Sprung auf zwei Beinen nach unten gebracht hat. Er muss eine Menge Schutzengel gehabt haben“, befand Freund. Die Freude über den unverhofften Erfolg fiel bei ihm daher nur verhalten aus: „Auf diesem Weg möchte man einen Wettkampf nicht gewinnen, man will es lieber auf der Schanze entscheiden.“
Mit Sprüngen auf 135 und 139 Meter war er am Ende wieder einmal der Beste und stand zum 13. Mal in diesem Winter auf dem Weltcup-Podium. Bei der WM hatte Freund zudem zweimal Gold und einmal Silber gewonnen. „Bei mir passt im Moment einfach sehr vieles“, stellte er mit einem breiten Grinsen fest. Das soll die Konkurrenz auch am Holmenkollen zu spüren bekommen.