Pluschenko plant zweites Olympia-Gold in Sotschi
Moskau (dpa) - Jewgeni Pluschenko könnte der große Gewinner der Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Moskau werden. Zwar kämpft der Olympiasieger von Turin 2006 nicht um sportliche Meriten, sein Name wird in den Katakomben der Megasport-Arena aber heiß diskutiert.
Er selbst hat nur Zeit für kurze Stippvisiten, der dreimalige Weltmeister hat seinen Trainingsort von St. Petersburg in die Nähe der russischen Hauptstadt verlegt. „Jewgeni ist ein guter Junge, er trainiert sehr ernsthaft“, versichert sein Trainer Alexej Mischin. Für ein mögliches Comeback des Olympiazweiten von Vancouver muss der Russe seinen Amateurstatus zurückbekommen, den ihm die Internationale Eislauf-Union (ISU) aberkannt hatte.
Vor einigen Wochen schrieb er deshalb einen Bittbrief an den russischen Eislauf-Verband. Nun muss dieser entscheiden - eine Formalie vor dem Hintergrund der großen Nachwuchsprobleme im Herren-Eiskunstlauf. Bis Juni soll nun eine offizielle Entscheidung her, dann könnte das Schreiben an die ISU weitergeleitet werden. Auch der Weltverband, der sauer war, als Pluschenko nach seiner Olympia-Niederlage 2010 nicht mehr zu Wettkämpfen reiste, aber Schaulauf-Termine wahrnahm, wäre vor Sotschi 2014 wohl froh über einen weiteren Star in der Randsportart.
Dass die ambitionierten Russen kurzfristig für Japan nach dem dortigen Erdbeben als Ausrichter für die WM einsprangen, könnte in der Causa Pluschenko sein Übriges tun. Ministerpräsident Wladimir Putin stellte für das Championat spontan eine Bürgschaft von 5,2 Millionen Euro aus, die Eröffnungsveranstaltung am Mittwoch wurde für seinen Besuch extra eine halbe Stunde verschoben. „Ich bin nicht verantwortlich für die Entscheidungen der ISU“, sagt Mischin, „aber eine Rückkehr wäre für diesen Sport sehr gut.“
Rein optisch würde der 29 Jahre alte St. Petersburger Pluschenko in das Feld der WM-Aktiven passen: Seinen Freizeitspeck hat er sich mühsam wieder abtrainiert. „Letztes Jahr sah er aus wie ein Schwamm, ehrlich“, erzählt Paarlauf-Doppel-Weltmeister Robin Szolkowy, „da habe ich ihm gesagt, so willst du zu Olympia?“ Fünf bis sieben Kilo seien nach Vancouver draufgekommen, inzwischen ist der sprunggewaltige blonde Läufer wieder der Alte. „Wir haben uns zuletzt bei Schaulaufen in der Schweiz gesehen, da hat er beim Einlaufen sogar vierfache Sprünge trainiert“, erzählt der Chemnitzer.
Die Showprogramme des Russen sind ein Genuss. Er reiht eine Höchstschwierigkeit an die nächste, die Konditionsprobleme sind überwunden. „Ich weiß nicht, ob ich an seiner Stelle zurückkehren würde. Aber Sotschi ist ein Anreiz. Wahrscheinlich geht es um eine Mischung aus Anerkennung und dem Geld, was ihm für das Comeback gezahlt wird“, vermutet Szolkowy.