Generalprobe: Rodler wollen WM-Feinschliff
Lillehammer (dpa) - Von einem lockeren Trainingsrennen will Natalie Geisenberger nichts wissen. „Das ist schon ein normaler Wettkampf für mich“, stellt die Rodel-Dominatorin vor dem Weltcup in Lillehammer klar.
Auf der Olympiabahn von 1994 stimmen sich die deutschen Stars auf die WM zwei Wochen später ein. Dank ihrer komfortablen Situation mit meist chancenloser internationaler Konkurrenz haben die deutschen Schlitten-Asse längst den Saisonhöhepunkt in Sigulda im Fokus. Sogar Alles-Gewinnerin Geisenberger räumt vor dem Rennen am Samstag (13.00 Uhr) ein: „Natürlich schau ich, dass ich mir nicht irgendwie weh tue. Ich werde mit dem Schlitten nicht mehr an das Ultra-Limit gehen.“
Das muss die Olympiasiegerin aus Miesbach womöglich gar nicht. Bei ihren jüngsten Erfolgen distanzierte Geisenberger ihre Rivalinnen jeweils deutlich, theoretisch ist mit einem Sieg in Norwegen und Patzern der Verfolgerinnen Dajana Eitberger und Tatjana Hüfner schon der frühzeitige Gewinn im Gesamtweltcup möglich - ähnlich wie bei Felix Loch im Männer-Rennen am Sonntag (09.15 Uhr). „Ich denke aber nicht, dass es schon in Lillehammer passiert“, meint Geisenberger.
Wann genau ihr dritter Triumph im Gesamtweltcup perfekt ist, habe für die Rodlerin keine Bedeutung - ähnlich wie eine mögliche Fahrt in die Sport-Geschichtsbücher: Siegt sie nämlich in Lillehammer, wäre dies ihr achter Erfolg in dieser Saison. So oft hat noch kein Rodler bei Männern, Frauen und Doppelsitzern in einem Weltcupwinter gewonnen. „Diese Statistik interessiert mich nicht“, behauptet Geisenberger.
Es steht das Feintuning für Sigulda an. „Ich versuche, mich mit Blick auf die WM fahrerisch zu stabilisieren“, sagt Loch. Eine vorsichtige Fahrt plant der Olympiasieger nicht. „Mit weniger Prozent zu fahren, funktioniert nicht“, sagt er. „Entweder richtig oder gar nicht.“
Für die Konkurrenz ist das keine verheißungsvolle Ansage, seit Neujahr wurden alle insgesamt zwölf Rennen in Königssee, Oberhof und Winterberg von deutschen Athleten gewonnen. In Norwegen wollen sich Geisenberger und Co. auch von einer mühsamen Anreise nicht aus der Bahn werfen lassen: Nach Winterberg ging es zu Wochenbeginn mit dem Bus knapp 900 Kilometer nach Frederikshavn in Dänemark, anschließend stand die Überfahrt mit der Fähre an, ehe nach einer noch einmal zweieinhalbstündigen Fahrt endlich Lillehammer erreicht war. „Dafür ist die Stimmung im Team eh noch sehr gut“, berichtet Geisenberger.
Während sich Geisenberger und Loch angesichts ihrer Vormachtstellung bemühen müssen, fokussiert zu bleiben, ist die Situation bei den Doppelsitzern eine andere: Die Spitzenreiter Toni Eggert und Sascha Benecken führen nur mit 75 Punkten vor den Olympiasiegern Tobias Wendl und Tobias Arlt, in Lillehammer steigt das nächste Duell der beiden Duos. Und der Ausgang ist tatsächlich völlig offen.