Möller beendet Rodel-Karriere
München (dpa) - Nach 22 Jahren auf dem Schlitten ist Schluss: Der zweimalige Rodel-Weltmeister David Möller hat seine Karriere beendet. Den Entschluss verkündete der Thüringer am Osterwochenende und sprach von einer „reiflichen Überlegung“.
Nach der Olympia-Pleite in Sotschi habe er intensiv über seine Zukunft gegrübelt und sich dann gegen die Fortsetzung der sportlichen Laufbahn und für seine junge Familie und berufliche Perspektiven entschieden. Endgültig sicher war sich der 32-Jährige nach einem Großbritannien-Trip in der Vorwoche. „Ich habe noch eine kleine Whiskey-Tour gemacht“, erzählte er dem MDR schmunzelnd, „getreu dem Motto: In vino oder in Whiskey veritas.“
„22 Jahre Rodelsport waren eine wunderbare und ereignisreiche Zeit mit vielen schönen und emotionalen Momenten“, schrieb Möller bei Facebook und dankte den Fans für „viele Gänsehautmomente an der Strecke“. 2004 und 2007 wurde er Einzelweltmeister und holte auch mit der Mannschaft Gold, insgesamt feierte er zehn Weltcupsiege. Bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver gewann er 2010 Silber - in Sotschi enttäuschte er abgeschlagen auf Rang 14. Er sei „ein bisschen traurig, ein bisschen schwingt Wehmut mit“, berichtete Möller.
Gehadert habe er mit der Entscheidung nicht, meinte er, zumal er auch eine Rückkehr an die Eisrinne irgendwann in der Zukunft nicht ausschloss. „Ich glaube schon, dass ich früher oder später den Weg in den Rodelsport zurück suchen werde“, sagte er. Hauptamtlicher Trainer oder Betreuer wollte der Bundespolizist aktuell aber nicht werden.
Der im thüringischen Sonneberg geborene Sportler war zuletzt nicht glücklich mit den Entwicklungen in Deutschland und sprach von einer „Schieflage unter den Stützpunkten in Sachsen, Oberhof und Winterberg sowie Berchtesgaden auf der anderen Seite. Dies betrifft sowohl die personelle als auch die finanzielle Ausstattung“. In Sotschi hatte auch Tatjana Hüfner mit ähnlicher Kritik für Aufsehen gesorgt.
Möller war auf dem Schlitten ein Perfektionist, hatte aber viele Jahre das Pech, einen noch schnelleren Rodler im eigenen Lager zu haben. Bis zum Abschied von Georg Hackl bei Olympia 2006 in Turin stand er im Schatten des dreimaligen Olympiasiegers. Danach agierte Möller kurz wie der Leitwolf im jungen deutschen Team - bis 2008 ein weitgehend unbekannter Youngster namens Felix Loch Weltmeister wurde.
Für Möller soll nun die Familie im Vordergrund stehen. Im Vorjahr hatten er und seine Freundin Caro Töchterchen Rosalie bekommen, seine Prioritäten verschoben sich spätestens ab jenem Zeitpunkt. „Es ist ganz nett, vom Start ins Ziel zu rutschen“, sagte er damals. „Aber es gibt wirklich Wichtigeres im Leben.“