Rodlerin Geisenberger unbeeindruckt von Hüfner-Comeback
Oberhof (dpa) - Vom starken Comeback ihrer Hauptkonkurrentin ließ sich Natalie Geisenberger überhaupt nicht beeindrucken. Die Fahrten von Olympiasiegerin Tatjana Hüfner konterte die 24-Jährige bei der EM in Oberhof überlegen - und dem ließ dem zweiten kontinentalen Titel ihrer Karriere ihr breitestes Grinsen folgen.
Nicht umsonst durfte Bundestrainer Norbert Loch den Vierfach-Erfolg der deutschen Frauen als „perfektes Ergebnis“ einordnen: Dominatorin Geisenberger fuhr ihren vierten Weltcupsieg der Saison ein, Hüfner kam nach mehrwöchiger Verletzungspause ganz stark zurück. Und auch die Doppelsitzer bewiesen ihre Klasse.
Überraschend allenfalls, dass es für das deutsche Topduo Tobias Wendl/Tobias Arlt am Samstag nur für Platz zwei reichte - knapp hinter den neuen Europameistern Toni Eggert und Sascha Benecken. Schon eher zu erahnen waren da die Kräfteverhältnisse bei den Frauen.
„Natalie ist zurzeit die Nummer eins. Aber der Kampf in der Mannschaft kann nur positiv sein, davon profitieren alle“, bilanzierte Loch. Etwas zu mäkeln hatte er drei Wochen vor der WM im kanadischen Whistler nur an den jeweils ersten Läufen der vier deutschen Topfrauen. Dass sie trotzdem schon zur Halbzeit allesamt die ersten Plätze unter sich ausgemacht hatten, demonstrierte einmal mehr die weltweite Überlegenheit seiner Rodlerinnen. So kam hinter Geisenberger, Hüfner und Anke Wischnewski die 22-jährige Dajana Eitberger bei ihrem Weltcupdebüt gleich auf Rang vier.
„Ich bin total zufrieden - vor allem auch, weil ich in der Konkurrenz mit Tatjana Hüfner beweisen konnte, dass die bisherigen Resultate kein Zufall waren“, kommentierte Geisenberger. Mit dem Sieg bei der EM, die auch als Weltcupstation zählte, machte sie einen weiteren Schritt in Richtung Gewinn des Gesamtweltcups. Hüfner beklagte einige kleinere Fahrfehler bei sich, Loch aber hat sie für die WM fest auf dem Zettel: „Sie hat gezeigt, dass sie wieder zurück ist. Das wird ihr Selbstvertrauen geben.“
Bei den Doppelsitzern sorgten Eggert und Benecken für ein Ausrufezeichen. Im sechsten Weltcuprennen beendeten die beiden die Siegesserie ihrer in dieser Saison gänzlich dominierenden Teamkollegen Wendl/Arlt - und verpassten dem „Bayern-Express“ die erste Saisonniederlage. Im zweiten Lauf drehten Eggert/Benecken einen Rückstand noch in einen Mini-Vorsprung um.
Wendl fand die Schuld beim Material. „In allen Rennen bisher konnten wir unseren Startvorsprung bis ins Ziel ausbauen, hier haben wir im unteren Bereich Zeit eingebüßt“, erkannte er. Im Gesamtweltcup ist der Vorsprung auf Eggert/Benecken und die Oberhof-Dritten Peter Penz/Georg Fischler (Österreich) aber weiter beruhigend.
Dennoch hätten Wendl/Arlt mit einem erneuten Erfolg die Serie des einstigen deutschen Erfolgsduos Stefan Krauße/Jan Behrendt einstellen können. Jenen beiden waren in der Saison 1994/95 sechs Weltcupsiege am Stück gelungen. „Unser Ziel war es nicht, Wendl/Arlt die Serie zu versauen - wir fahren unser eigenes Rennen und wollen selbst ganz oben stehen“, meinte Eggert. Der EM-Titel mache stolz, „die Silbermedaille der WM 2012 hat aber einen höheren Stellenwert“. Beim diesjährigen Saisonhighlight in Whistler winkt dann vielleicht noch mehr.