Savchenko und Szolkowy feiern vierten Titel
Nizza (dpa) - Mit einer improvisierten Stehparty an der Hotelbar in Nizza haben Aljona Savchenko und Robin Szolkowy ihren vierten Weltmeister-Triumph gefeiert.
„Aljona hat den Titel für uns geholt“, analysierte der erleichterte Trainer Ingo Steuer in der Nacht zum Samstag, „sie hat gekämpft und alles rausgeholt.“ In der modernen Ballettkür „Pina“ war Szolkowy zum ersten Mal etwas passiert, was er hinterher selbst nicht erklären konnte: Er begann die Paarlauf-Pirouette auf dem falschen Bein. „Ich wollte wohl etwas Neues probieren. Nein, ich weiß wirklich nicht, was ich da gemacht habe“, sagte der 32-Jährige und schüttelte über sich selbst den Kopf.
Seine Partnerin merkte es und passte sich in Sekundenschnelle an. „Deshalb haben wir immerhin noch einen Punkt dafür bekommen“, sagte Steuer. Das war wichtig: Mit nur 0,11 Zählern lagen die viermaligen Eiskunstlauf-Europameister am Ende im Palais des Expositions vor den Russen Tatjana Wolososchar und Maxim Trankow, die mit der sauberen Vorstellung zur Filmmusik von „Black Swan“ die beste Kürwertung erhielten. Nach einem Sturz im Kurzprogramm hatten alle Experten die härtesten Konkurrenten der Chemnitzer längst abgeschrieben.
Doch die Europameister aus Moskau kämpften, erlaubten sich keinen Fehler und brillierten mit ihren hohen Würfen. „Das war eine Horrorvorstellung im ersten Teil der WM, aber Russen geben niemals auf“, betonte Trankow. Und genau deshalb war Steuer so stolz auf sein Paradepaar: „Es war eine Schlüsselsaison, weil alle die Russen als Favoriten gehandelt haben. Das hat uns gewurmt.“ Schon im Grand-Prix-Finale waren die Sachsen mit einem hauchdünnen Vorsprung am Ende vorn gewesen.
Nur die nie ganz zufriedene Savchenko kündigte noch eine Aussprache daheim mit Szolkowy an: „Robin weiß schon, dass ich sauer bin“, sagte die 28 Jahre alte gebürtige Ukrainerin, deren Familie aus Kiew angereist war. „Ich werden den Titel jetzt genießen, aber nicht zu lange“, sagte die ehrgeizige Antreiberin der erfolgreichen Eis-Verbindung.
„Aljona und Robin sind sehr würdige Weltmeister, auch wenn sie kleine Schönheitsfehler in der Kür hatten“, meinte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union (DEU). Er unterstützt die Chemnitzer mit ihren Plänen zur technischen Aufrüstung der Programme: Dieses Jahr wurde der dreifache Wurfaxel ins Kurzprogramm integriert, 2013 soll er in die Kür eingebaut werden. Die Russen schwiegen sich aus über ihre Pläne bis zum Olympia-Heimspiel in zwei Jahren in Sotschi. Gewiss ist, dass es ein heißes Duell bis 2014 werden wird.
Bei dem stimmungsvollen Weltmeister-Umtrunk saßen Maylin Hausch/Daniel Wende aus Oberstdorf und Mari Vartmann/Aaron van Cleave aus Düsseldorf ganz still dabei. Die Paare beendeten den Wettbewerb enttäuscht auf den Plätzen 13 und 14. Sie müssen sich im nächsten Jahr um den zweiten Startplatz für die Titelkämpfe in London/Ontario in Kanada streiten, der dritte ist erstmal weg.