Sechste: Pechstein macht Haken an WM
Moskau (dpa) - Keine weitere Medaille, aber auch kein dicker Hals: Mit Platz sechs hat sich Claudia Pechstein bei der Mehrkampf-WM der Eisschnellläufer achtbar gehalten, nachdem ihre Teilnahme wegen einer Wirbelblockade lange fraglich war.
„Ich kann nur einen Haken an die WM ranmachen. Ich weiß ja, unter welchen Voraussetzungen ich hier war“, sagte die 39-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Weltmeisterin wurde in Moskau zum dritten Mal Titelverteidigerin Ireen Wüst aus den Niederlanden vor Europameisterin Martina Sablikova aus Tschechien und der Kanadierin Christine Nesbitt. Die Vorjahreszweite schaffte es erneut nicht, nach dem Sprint-Titel 2011 auch die Mehrkampf-WM zu gewinnen.
Bei den Herren stellte Europameister Sven Kramer einen uralten Rekord ein. Der Niederländer schloss mit dem fünften Titel zum Norweger Oscar Mathisen und zum Finnen Clas Thunberg auf. Mathisen war zwischen 1908 und 1914 fünfmal Champion, Thunberg zwischen 1923 und 1931. Jan Blokhuijsen und Koen Verweij sorgten für einen dreifachen Erfolg der Niederländer, der entthronte Titelverteidiger Iwan Skobrew aus Russland wurde beim Heimspiel nur Fünfter. Der Erfurter Patrick Beckert erreichte als erster Deutscher seit neun Jahren das Finale und wurde guter Zehnter. „Das war über den Erwartungen“, meinte Teamchef Helge Jasch zufrieden.
Pechstein entging sechs Wochen nach EM-Silber die zwölfte Plakette bei Allround-Weltmeisterschaften. „Ich habe ja überhaupt nicht gewusst, ob ich hier starten kann“, sagte Pechstein, die nach dem ersten Tag zumindest auf Platz fünf geschielt hatte. „Ich habe etwas anderes erhofft. Am Ende ist es auch egal, ob Fünfte, Sechste oder Siebte“, meinte sie kurz vor ihrem 40. Geburtstag am 22. Februar.
Pechstein hatte erst ein Infekt heftig zu schaffen gemacht, dann die vor einer Woche beim Weltcup in Hamar erlittene Blockade. „Klar denkt man immer, weiter vorn wäre schon schöner und besser, aber ich bin realistisch“, sagte die Berlinerin nach den Plätzen vier über 3000 Meter und fünf über 5000 Meter. Sie spürte zwar noch die schmerzende Stelle, versuchte dies aber während der Läufe auszublenden. Bundestrainer Stephan Gneupel urteilte: „Mehr konnte man unter diesen Umständen nicht erwarten.“
Den Start in Moskau fand Pechstein im Nachhinein richtig. „Ja natürlich!“, betonte sie fast ein wenig entrüstet. „Es ist eine Weltmeisterschaft, und ich muss für Deutschland mehr oder weniger die Plätze hier sichern.“ Die Berlinerin Isabell Ost landete auf dem 22. Rang unter 24 Läuferinnen. Die am Rücken anfällige Langstrecklerin Stephanie Beckert wurde für die Einzelstrecken-WM vom 22. bis 25. März in Heerenveen geschont und ist wegen ihrer 500-Meter-Schwäche ohnehin keine Allround-Spezialistin.
Die Rennen im Eispalast von Krylatskoje zeigten: Im Mehrkampf ist keine Nachfolgerin für die streitbare Olympiasiegerin in Sicht, die vor drei Jahren bei der WM in Hamar wegen ihrer Blutwerte aus dem Rennen genommen und dann gesperrt worden war. Doping bestritt sie erst jüngst wieder im Zusammenhang mit Blutbehandlungen von Sportlern in Erfurt vehement.