„Das war eine Blamage“: Speedherren ohne Punkte in Beaver Creek

Beaver Creek (dpa) - Neun Wochen vor den Olympischen Winterspielen haben die deutschen Speedfahrer die Nordamerikareise mit einem ganz schwachen Auftritt beendet.

Josef Ferstl hielt sich nach seinem Sturz vor der ersten Zwischenzeit das lädierte Kinn. Tobias Stechert stand nach einem verpassten Tor wenig später kopfschüttelnd auf der Super-G-Strecke von Beaver Creek. Und Andreas Strodl brüllte nach einem ähnlichen Fehler noch fahrend laut und enttäuscht „FUCK“ in die kalte amerikanische Luft. Einzig Andreas Sander kam ins Ziel. Auf Platz 49. „Das war eine Blamage, wie wir uns hier verkauft haben“, urteilte Alpin-Direktor Wolfgang Maier.

Schon vor einem Jahr wurde Sander in den Rocky Mountains auf Rang 47 als bester Deutscher in den Ergebnislisten geführt. Alle Teamkollegen schieden aus. Im Gegensatz zu damals sind die Perspektiven vor Sotschi ungleich besser - denn wenigstens hat sich diesmal keiner ernsthaft verletzt. Vor zwölf Monaten musste Stechert die Weltcup-Saison wegen einer Knieverletzung nach Beaver Creek beenden, bei Ferstl waren Zähne eingedrückt. Nun trug er lediglich eine Schnittwunde am Kinn davon - er fädelte ein und landete hart auf der eisigen Piste.

In Europa können Stechert, Ferstl und Co nun vieles besser machen, was in Beaver Creek und zuvor im kanadischen Lake Louise noch nicht so gut funktionierte. Für den ausgemusterten Stephan Keppler kommt es in Südtirol gar zum persönlichen Karrierefinale. „Ich habe jetzt noch eine Chance in Gröden, da muss ich dann gut fahren. Wenn nicht, dann lassen sie mich nicht mehr weiter fahren“, sagte der 30-Jährige, der aus der Nationalmannschaft gestrichen wurde und sich selbstständig auf den Olympia-Winter vorbereiten musste. „Dann ist wohl Karriereende, wenn sie mich nicht mehr fahren lassen.“

Für Überraschungssieger Patrick Küng hat sich die Dienstreise nach Nordamerika dagegen gelohnt. Alle Topfavoriten waren im WM-Ort von 2015 schon im Ziel, als der Schweizer den Hang in 1:21,73 Minuten hinabraste. Der erste Weltcup-Erfolg für den 29-Jährigen war zugleich auch der erste für einen Schweizer Speedfahrer seit 21 Monaten. „Für unsere Gruppe ist es eine harte Saison gewesen letztes Jahr. Das tut gut“, sagte Küng. „Ich hatte schon während der Fahrt ein gutes Gefühl.“

Auch auf Rang zwei gab es ein unerwartetes Ergebnis. Mit Startnummer 45 verdrängte der 22 Jahre alte Österreicher Otmar Striedinger seinen Landsmann Hannes Reichelt und den Italiener Peter Fill noch auf den geteilten dritten Platz. „Als kleiner Bub habe ich immer davon geträumt, in ein Stadion zu fahren, und vorne dabei zu sein. Dass es heute soweit ist, ist unglaublich“, berichtete Striedinger. Weltmeister Ted Ligety (5./USA) oder Aksel Lund Svindal (7./Norwegen), der bei den vorausgegangenen vier Super-G-Rennen immer der Schnellste war, hatten das Nachsehen. Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher aus Österreich kam auf einen respektablen 16. Platz.