Erstmals seit Jahren Deutsche Hoffnungen in Kitzbühel sind die Abfahrer
Kitzbühel (dpa) - Die Abfahrt auf der Streif ist das berühmteste alpine Skirennen der Welt - und im Olympia-Winter erstmals seit langem auch für den Deutschen Skiverband die größte Chance auf Spitzenplätze bei den Hahnenkammrennen in Kitzbühel.
Ohne den verletzten Felix Neureuther und einen Fritz Dopfer auf Formsuche ist der Slalom am Sonntag nach Jahren mit Siegen und Podestplätzen dieses Mal die schlechtere Wette für den DSV. Die Hoffnungen liegen auf dem Super-G am Freitag und dem Höhepunkt am Samstag: Der Abfahrt.
„Wenn wir die Abfahrer im Moment nicht hätten, dann wären wir ziemlich weg von der Weltspitze im Herren-Rennsport“, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier der Deutschen Presse-Agentur vor dem ersten der beiden wichtigsten Rennen der Saison: 22 Tage nach der Schussfahrt auf der Streif folgt die Herren-Abfahrt in Pyeongchang. „Die Abfahrt in Kitzbühel zu gewinnen, Olympiagold in der Abfahrt, das ist einfach das Größte. Wer Kitzbühel gewinnt, ist unsterblich“, sagte Chefcoach Mathias Berthold jüngst in einem dpa-Interview.
Einen Sieg von Thomas Dreßen, Andreas Sander und Josef Ferstl zu erwarten - es wäre der erste eines Deutschen seit Ferstls Vater Sepp 1979 gewann - ist viel zu optimistisch. Aber eine Platzierung in den Top Fünf traut Alpinchef Maier seinen Besten zu. Wohlwissend um die Bedeutung und die Folgen: „Die Abfahrt in Kitzbühel ist die Abfahrt schlechthin. Das ist für uns auf einem Niveau mit einer WM oder Olympischen Spielen“, sagte Maier. „Wenn wir hier gut fahren, dann gibt es noch mal extreme Zugabe und Applaus für das Abfahrtsteam.“
Für die Slalom-Fahrer ist die verschobene öffentliche Aufmerksamkeit hin zum Top-Trio Dreßen, Sander und Ferstl, von dem auch Manuel Schmid profitiert, überhaupt kein Problem. „Mir macht es wahnsinnig viel Spaß momentan die Speeddisziplinen anzuschauen“, sagte Neureuther vor kurzem im „aktuellen Sportstudio“ des ZDF.
Nun ist Neureuther mit einem Kreuzbandriss verletzt und hat leicht reden - aber auch die gesunden Slalom-Experten neiden den schweren Jungs im Verband das große Interesse nicht. „Wenn ich zurück denke, dass der DSV kurz davor war die Speedmannschaft aufzulösen wegen Sinnlosigkeit: Dann freut mich das umso mehr“, sagte Linus Straßer, der in Kitzbühel das Skifahren lernte und auf dem Ganslernhang am Sonntag zum dritten Mal in Serie einen Platz in den Top 10 holen möchte.
Sebastian Holzmann, der mit Dreßen in der Jugend oft das Zimmer teilte, betonte: „Sowas pusht. Das ist Motivation pur. Kitzbühel ist speziell, ist schwierig. Es ist eine riesen Freude, seine Kumpels da runter heizen zu sehen.“
Wenn sich am Samstag um 11.30 Uhr also der erste Fahrer in Richtung Mausefalle, Steilhang, Alte Schneise und Hausbergkante stürzt und nach und nach die vier Deutschen folgen, werden auch Straßer, Dopfer, Holzmann und Co. mindestens in Gedanken mitfiebern. Und womöglich am Sonntag für einen Bonus sorgen. „Es ist eine wahre Freude, den Jungs zuzuschauen. Schöner wäre es noch, wenn ich auch ein bisschen schneller auf Ski wäre“, sagte Dopfer.