Dopfer verpasst Premierensieg beim Slalom in Adelboden
Adelboden (dpa) - Fritz Dopfer fiel im Ziel fassungslos zu Boden, sein Papa vergrub auf der Zuschauertribüne das Gesicht entgeistert in den Handschuhen. Um die Winzigkeit von zwei Hundertstelsekunden verfehlte der 27 Jahre alte Skirennfahrer beim Slalom in Adelboden seinen ersten Weltcuperfolg.
Und das, obwohl Dopfer mit fast einer Sekunde Vorsprung auf Sieger Stefano Gross aus Italien ins Finale gestartet war. „Wahnsinn, da spielt ein bisschen die Dramatik des Gewinnens und des ersten Sieges mit“, urteilte Wolfgang Maier, Alpinchef des Deutschen Skiverbandes. Nach dem frühen Aus von Felix Neureuther im ersten Durchgang hatte er all seine Hoffnungen in Dopfer gesteckt.
Erstmals in seiner Karriere stand der gebürtige Innsbrucker vor dem zweiten Lauf als Letzter im Starthaus. Die Erwartungen waren hoch, die Konstellation allerdings ungewohnt. „War eine neue Situation, als Letzter da oben zu stehen, um dich rum kein Mensch mehr“, meinte er. Die entscheidende Zeit ließ der Deutsche im Zielhang liegen, auf dem er „eine Spur zu viel Fahrt herausgenommen“ hatte, wie er einräumte.
Für Dopfer war es bereits der fünfte zweite Platz im Weltcup - ein Sieg lässt also weiter auf sich warten. „Das wäre ihm von Herzen zu gönnen, weil er ein guter Sportler und guter Typ ist. Vielleicht muss man ein bisschen mehr Schwein sein im Leben, dass die Hundertstel irgendwo auf der anderen Seite sind“, scherzte Maier. „Erzwingen kann man sowieso nichts“, kommentierte Dopfer selbst eine halbe Stunde nach dem Rennen, inzwischen schon wieder mit einem Lächeln im Gesicht. „Ich gehe weiter meinen Weg so konsequent und zielorientiert, wie ich das immer gemacht habe“, versprach er.
Aus der Sicht von Herren-Bundestrainer Mathias Berthold ist es nur eine Frage der Zeit, bis Dopfers Sieglos-Serie reißt. „Er kommt immer näher hin, Fritz erarbeitet sich das hart. Er hat sehr viel gelernt heute mit dem zweiten Platz“, sagte der frühere österreichische Chefcoach, dessen einstiger Vorzeige-Athlet Marcel Hirscher es einen Tag nach seinem Riesenslalom-Sieg auf Rang drei schaffte. „Fritz hat das ein bisschen falsch eingeschätzt im unteren Teil. Er ist nicht davon ausgegangen, dass die Bedingungen es zulassen, dass man noch mal attackieren kann“, analysierte Berthold, bescheinigte dem neuen Gesamtweltcupdritten Dopfer aber dennoch eine „grandiose Saison“.
Neureuther hatte den Adelbodener Chuenisbärgli längst verlassen, als Dopfer & Co. für ihre Podestplätze geehrt wurden. Am Samstag war er trotz einer hervorragenden Ausgangsposition im Riesentorlauf noch auf Rang fünf - hinter dem viertplatzierten Dopfer - zurückgefallen, tags drauf schied er schon im ersten Slalom-Lauf aus. Seine Laune war entsprechend mies, nach einigen Autogrammen und Fan-Selfies verabschiedete er sich schon vormittags ins Hotel.
„Das ist ein ziemlich gebrauchter Tag für mich“, gestand der 30-Jährige drei Wochen vor Beginn der Weltmeisterschaften in den USA enttäuscht. „Aber vielleicht tut das auch ganz gut. Jetzt ist mal das Gerede vorbei mit was weiß ich wie vielen Podiums.“ Seit seinem Aus vor zwölf Monaten - ebenfalls in Adelboden - war er in all seinen neun Weltcup-Slaloms unter die besten Drei gefahren.
Bei den Damen ging am Wochenende gar nichts. Einen Tag nach der Abfahrts-Absage zwangen Ausläufer von Sturmtief „Felix“ die Veranstalter in Bad Kleinkirchheim am Sonntag auch zum Abbruch des Super-G. „Gegen das Wetter sind wir sehr, sehr klein“, sagte Renndirektor Atle Skaardal. Nach elf gestarteten Fahrerinnen war's vorbei, Veronique Hronek war zu diesem Zeitpunkt gute Dritte. „Das ist sehr schade. Aber wenn sie das Richtige mitnimmt, kann sie es auch an den nächsten zwei Wochenenden nachholen“, meinte Maier mit Blick auf eine mögliche Top-Platzierung für seine lange verletzte Athletin. Viktoria Rebensburg musste ohne Einsatz die Heimreise antreten, auch US-Star Lindsey Vonn konnte nicht fahren.