Hirscher gönnt „Wunderkind“ Kristoffersen Slalom-Kugel
Kranjska Gora (dpa) - Als designierter Gesamtweltcupsieger konnte Marcel Hirscher die verpasste Slalom-Kristallkugel leicht verkraften.
Einen Tag, nachdem er den fünften Gesamtsieg nacheinander praktisch perfekt gemacht hatte, gratulierte der Tagessieger noch schnaufend seinem Konkurrenten Henrik Kristoffersen zu dessen erster Disziplin-Trophäe. „Glückwunsch an Henrik für eine großartige Slalom-Saison. Er ist der würdige Champion in diesem Jahr“, sagte Hirscher am Sonntag nach dem 39. Weltcup-Erfolg seiner Karriere.
Weil Kristoffersen beim Slalom in Kranjska Gora vor Stefano Gross aus Italien auf Rang zwei raste, kann Hirscher den Norweger beim Saisonfinale in St. Moritz nicht mehr einholen. Kristoffersen hat 111 Punkte Vorsprung. „Es ist unglaublich“, sagte der erst 21 Jahre alte Überflieger im ORF. „Ein Rennen vor dem Finale - das ist ein bisschen Hirscher-Style. Es ist ein Traum, der in Erfüllung geht.“
Der Olympia-Dritte fuhr in den bisherigen neun Slaloms dieses Winters zu beeindruckenden sechs Siegen und zwei zweiten Plätzen. Einzig in Japan stand er als Siebter nicht auf dem Podest.
Der von DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier schon als „kleiner Mozart auf Ski“ und „Wunderkind“ bezeichnete Skandinavier kommt damit allein im Slalom auf doppelt so viele Stockerl-Plätze als alle deutschen Herren in allen Disziplinen zusammen. Die Ausbeute des DSV stagniert bei einem Sieg und drei weiteren Podestplätzen - und die ärgerliche Serie verschenkter Top-3-Resultate setzte sich auch am Sonntag fort.
Fritz Dopfer, Dritter nach dem ersten Lauf, fiel im Finale auf Rang vier zurück. „Ich habe einen Fehler gemacht im zweiten Lauf, der hat mich wahrscheinlich das Podium gekostet. Aber ich kann dennoch mit einem breiten Grinsen aus Kranjska Gora heimfahren“, sagte er nach zuletzt enttäuschenden Resultaten im Riesenslalom.
Felix Neureuther schied nach Zwischenbestzeit im zweiten Durchgang aus. Cheftrainer Mathias Berthold war danach so emotional, dass er mit voller Wucht gegen das Gestänge eines Aussichtsturms trat.
Neureuther, der tags zuvor im Riesenslalom von Rang drei auf vier zurückgefallen und am Freitag als Dritter des ersten Durchgangs im Finale ausgeschieden war, nahm das Aus sportlich. „Ich will nicht um Plätze sondern um Siege fahren, da musst du eben riskieren“, sagte er zum Abschluss des XXL-Wochenendes an der Grenze zu Österreich. „Für mich geht es schon Richtung nächstes Jahr. In diesem Jahr gibt es ohnehin nichts mehr zu gewinnen.“
Erfreulich aus deutscher Sicht: Dominik Stehle kam auf Rang zwölf und sicherte sich damit die Startberechtigung für das Weltcup-Finale in der Schweiz. Linus Strasser hatte darauf zwar keine Chance mehr, verbuchte in seinem letzten Rennen in diesem Winter mit Rang 17 aber zumindest das beste Saisonergebnis.
Hirscher ist bei der Generalprobe für die Weltmeisterschaften 2017 ohnehin am Start - und fährt erstmals befreit von jeglichem Druck zu den letzten Rennen der Saison. „Es ist eine ganz andere Situation. Man steht am Start, und es geht nur um den Spaß am Sport. Das vergisst man oft, wenn es um die Kugel geht.“