Hirscher wieder Gesamtweltcupsieger - Svindal gibt auf
Lenzerheide (dpa) - Die Bruchlandung des Teamkollegen bescherte Marcel Hirscher den zweiten Gesamtweltcup seiner Karriere. Sein Verfolger Aksel Lund Svindal sah keinen Sinn mehr darin, den 23 Jahre alten Skirennfahrer aus Österreich weiter zu jagen.
Zuvor war der Super-G in Lenzerheide wegen des bösen Sturzes von Klaus Kröll abgebrochen worden. „Marcel hat sich den Sieg im Gesamtweltcup verdient. Ich werde den Slalom als Zuschauer genießen“, sagte der Norweger Svindal. Seine 149 Punkte Rückstand kann er nun nicht mehr aufholen - und der Österreichische Skiverband hat nach einem fragwürdigen Renntag doch noch einen Grund zur Freude.
Die wollte bei Hirscher aber nicht so recht aufkommen. „Ich bin nicht aufgelegt zum Lustig- und Gutdraufsein. Ich denke derzeit an Klaus, wie es ihm geht“, sagte er der Nachrichtenagentur APA. „Ich bin den ganzen Tag angespannt gewesen, hin und her, hin und her und hin und her. Und jetzt ist es mit dem Sturz von Klaus auch noch beschissen ausgegangen. Gut drauf bin ich jetzt sicher nicht.“
Nach einem schwer einsehbaren Sprung war der 32 Jahre alte Kröll bei böigem Wind von der Piste abgekommen und in den Fangzaun gerast. Er bewegte sich zwar schnell von selbst, rührte sich dabei aber nicht von der Stelle. Die Diagnose: Bruch des linken Oberarms mit Beteiligung des Oberarmkopfes. Kröll sollte noch am Donnerstag operiert werden. „Das Rennen hat es heute unbedingt gebraucht, oder? Ich finde, das ist ein Witz und macht mich nachdenklich. Bei so irregulären und unfairen Verhältnissen zu starten ist unfassbar!!!“, ärgerte sich Felix Neureuther am Abend via Facebook.
Schon vor dem Sturz und dem Abbruch hatte das deutsche Team beschlossen, sich nicht unnötig in Gefahr zu begeben und auf Starts zu verzichten. „Die Trainer haben gesagt, dass es zu gefährlich ist. Eben, weil der Wind auch so unbeständig ist“, sagte Neureuther. „Das macht dann wenig Sinn, gesundheitliche Risiken einzugehen.“ Auch die Damen um Maria Höfl-Riesch wären nicht angetreten. „Wir sind davon ausgegangen, dass wir keinen fairen Wettkampf haben werden“, sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier in der ARD. „Wir müssen nicht im letzten Rennen die Gesundheit unserer Sportler riskieren, für etwas, das letztendlich am Schluss dann keinen Wert mehr hat.“
Nachdem tags zuvor bereits die Abfahrten wegen Nebels nicht stattgefunden hatten, gab Svindal nach dem Abbruch auch die Verfolgung Hirschers auf. Ihm als Speedspezialisten hätte in den ausstehenden beiden Technikrennen am Wochenende ohnehin etwas Großartiges gelingen müssen, um den überragenden Slalom- und Riesenslalomfahrer aus Österreich noch abzufangen. Die kleinen Kugeln in Abfahrt und Super-G hat der Norweger dagegen sicher.
Während Svindal bereits vor eineinhalb Wochen den Triumph in der Super-G-Wertung perfekt gemacht hatte, profitierte die Slowenin Tina Maze von der Absage. Mit 55 Punkten Vorsprung auf Svindals Freundin, die Amerikanerin Julia Mancuso, machte sie den vierten Weltcup-Titel des Winters perfekt. Auch in der Slalom-Wertung liegt sie vor dem Rennen am Samstag vorne. Weil aber ein Punkt auf die verletzte Lindsey Vonn in der Abfahrt fehlte, kann sie den Grand Slam aus allen Weltcup-Disziplinen nicht mehr schaffen.
Um Zähler in der Nationenwertung geht es beim Teamevent am Freitag. Höfl-Riesch hätte den Wettbewerb, bei dem Deutschland bei der Ski-WM in Schladming Bronze gewann, eigentlich auslassen sollen, um sich für den Slalom und Riesenslalom am Wochenende vorzubereiten. Ob die Entscheidung so bestehen bleibe, müsse man nach den Rennabsagen aber nochmal überdenken, sagte Maier.