Innerhofer düpiert Miller & Co. - „Volle Pulle“
Garmisch-Partenkirchen (dpa) - US-Skistar Bode Miller verlor einen Stock, Olympiasieger Aksel Lund Svindal schied aus - Geheimfavorit Christof Innerhofer nutzte beim Super-G der WM die Gunst der Stunde.
Mit deutlichen Vorsprung holte sich der Italiener seine erste Medaille, sie war gleich golden.
Im Ziel schrie Weltmeister Innerhofer seine Freude laut hinaus. Wie sein Landsmann Patrick Staudacher bei der WM vor vier Jahren hatte wieder ein Italiener allen großen Favoriten die Schau gestohlen. Weder der Schweizer Routinier Didier Cuche noch der norwegische Olympiasieger Aksel Lund Svindal oder andere Sieganwärter konnten die Zeit des neuen Champions in Garmisch-Partenkirchen toppen - die wilde Fahrt Titelkandidat Bode Miller zuvor hatte den 26-Jährigen zumindest noch einmal gepusht. „Ich habe Bode Miller gesehen, der hat auch voll riskiert. Ich habe mir gedacht: So muss man heute fahren“, sagte Innerhofer, WM-Vierter von 2009.
Mit 6/10 Sekunden Vorsprung gewann der einmalige Weltcup-Sieger vor dem Österreicher Hannes Reichelt und dem Kroaten Ivica Kostelic bei einem sehr selektiven Rennen. 41 von 71 Startern kamen ins Ziel, darunter auch Andreas Sander als 21. Selbst Kostelic stöhnte über das „schwierigste Rennen von allen Disziplinen, das ich je bestritten habe“. Der kroatische Gesamtweltcupführende wird die Abfahrt auslassen denkt über einen weiteren Startverzicht nach. Wie der sechstplatzierte Romed Baumann (Österreich) fanden viele die Fahrt auf der Kandahar nicht wirklich lustig: „Man kommt sich brutal beschissen vor. Vom Start weg völlig unruhig, du baust kein richtig gutes Gefühl auf.“
Anders als beim Super-G der Damen am Vortag, als Maria Riesch beim Sieg von Elisabeth Görgl (Österreich) Bronze geholt hatte, spielten die beiden deutschen Starter am Mittwoch auf der eisigen Kandahar keine Rolle. „Es war ein brutaler Ritt. Das war ein Wahnsinnsgefühl, ins Ziel zu kommen“, sagte Andreas Sander, der das Rennen auf Platz 21 beendete. Der 21-Jährige kann in Garmisch-Partenkirchen Erfahrung sammeln, seine Zeit soll erst noch kommen. Der 25-jährige Tobias Stechert schied vor den Augen seiner frisch operierten Schwester Gina, für die die WM gelaufen ist, unverletzt aus. Seine Bindung war aufgegangen.
An solche Eventualitäten mochte Innerhofer nicht denken. „Während der Fahrt habe ich mir gesagt: Christof Vollgas, dieses Rennen ist alle zwei Jahre. Du bist immer nur 80 Prozent gefahren, jetzt fährst du volle Pulle“, sagte der Südtiroler, dessen Landsmann Patrick Staudacher 2007 gewonnen hatte. 5/100 Sekunden hatten Innerhofer vor zwei Jahren zum WM-Edelmetall gefehlt, bei Olympia schrammte er um 8/100 an einer Medaille vorbei.
Titelverteidiger Cuche verlor schon im oberen Streckenstück viel Zeit und musste sich mit Rang vier begnügen. Andere Mitfavoriten wie Miller oder Walchhofer verspielten auf dem schwierigen Kurs durch Pech oder Fehler ihre Chancen. „Ich war gut unterwegs. Dann habe ich mit dem Arm touchiert. Das war so blöd, das hat mich aus der Spur gebracht“, sagte Miller. Der Kombinations-Olympiasieger verlor einen Stock, machte einen weiteren Fehler und fuhr dann aufrecht ins Ziel. Zumindest kurzzeitig war es noch die drittbeste Zeit.
Zahlreiche Fahrer sahen das Ziel der Kandahar nicht - wie Stechert schieden insgesamt 30 Skirennfahrer aus. Sander kämpfte sich dagegen nach unten. „Für sein Alter ist das schon okay, was er zeigt. Für die Kulisse und die brutale Piste war das zufriedenstellend“, sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier.
Österreichs Herren durften sich dank Reichelt, der die WM-Generalprobe in Hinterstoder gewonnen hatte, über die erste Speedmedaille seit 2007 freuen. Bei den Weltmeisterschaften 2009 waren sie ebenso wie bei Olympia leer ausgegangen.