Jansrud gewinnt erstmals die Abfahrt auf der Streif
Kitzbühel (dpa) - Im Ziel musste Kjetil Jansrud mehr leiden als bei seiner Fahrt über die kürzeste Streif-Abfahrt der Geschichte. „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, gestand der Norweger und versuchte erst gar nicht seine Emotionen bei der Fahrt von Dominik Paris zu erklären.
„Ich war mir sehr sicher, dass er die Führung übernimmt.“ Doch der italienische Gewinner von 2013 war am Tag nach seinem Sieg im Super-G um 0,02 Sekunden zu langsam - und gab sich großzügig. „Dominik sagte mir danach, er wollte, dass ich eine Gondel bekomme“, berichtete Jansrud nach dem ersten Kitzbühel-Sieg seiner Karriere mit einem Grinsen. „Das zu erreichen ist etwas Außergewöhnliches. Ich bin sehr glücklich.“
Gewinner bekommen traditionell eine Kabine bei der Hahnenkammbahn mit ihrem Namen darauf. Felix Neureuther hat schon eine - und könnte den Jahren 2010 und 2014 zum Abschluss der 75. Hahnenkammrennen am Sonntag einen dritten Eintrag auf der Info-Tafel im Inneren der Gondel folgen lassen. Österreichs Liebling Marcel Hirscher hat jedenfalls großen Respekt vor seinem Konkurrenten aus Deutschland und meinte mit Blick auf die eigene Vorstellung beim Kombinations-Slalom am Freitag: „Wenn ich am Sonntag auch so fahre, dann scheppert mich der Felix her, dass es nur so rauscht. So hab' ich gegen Felix keine Chance.“
Als Zuschauer musste Neureuther am Samstag aber zunächst wie Zehntausende Fans auf den Start der berüchtigtsten Schussfahrt der Welt warten. Nebel im mittleren Streckenteil sorgte für mehrere Verschiebungen und schließlich einen auf den Seidlalm-Sprung nach unten verlegten Start. Nur 1,6 statt 3,3 Kilometer lang, weniger als eine Minute Laufzeit - schneller waren die Starter in Kitzbühel nach Recherchen der Nachrichtenagentur APA noch nie im Ziel. Selbst die beiden Sprint-Abfahrten Mitte der 90-er Jahre dauerten länger. Theoretisch entsprachen die 440 Meter Höhenunterschied gar nicht mehr den Regeln des Weltverbandes FIS, die Jury darf bei wetterbedingten Fällen eine so kurze Strecke dennoch genehmigen.
Dritter wurde der Franzose Guillermo Fayed, für eine gelungene WM-Generalprobe aus Sicht des Deutschen Skiverbands sorgten in der letzten Abfahrt vor den Titelkämpfen Andreas Sander und Klaus Brandner. Sander raste mit Startnummer 43 auf Platz 16 und darf sich wie Brandner als 18. berechtigte Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme machen. „Sie haben gesagt, ich habe noch eine Chance und ich soll mich hier zeigen. Das habe ich versucht, das habe ich glaube ich ganz gut umgesetzt“, sagte Sander. Die Freude über eine Nominierung wäre groß beim einstigen Junioren-Weltmeister im Super-G. „Wenn es klappen würde, wäre es der Wahnsinn.“
Auch Brandner würde sich riesig über die Gelegenheit freuen, in Vail und Beaver Creek seine WM-Premiere feiern zu dürfen. „Die erste WM wäre super toll“, sagte er. Seinen 25. Geburtstag am kommenden Freitag würde er dann auf dem Weg nach Colorado feiern. „Hoffnungen macht man sich immer. Zweimal 18., zweimal knapp an der Quali vorbei - ich denke, ich habe heute gezeigt, was ich kann.“
Josef Ferstl, der sein Ticket bereits in der Tasche hat und nach einem Fehler in der Traverse nur 37. wurde, hätte jedenfalls nichts gegen weitere Teamkollegen in den Rocky Mountains. „Der ist draufgängerisch, der gibt immer alles“, sagte er in Richtung Brandner. „Das ist super, für uns als Team auch. Weil wir ein Team sind.“ Die Entscheidung, wer mit darf, soll am Montag fallen.