„König Cuche“ von Kitzbühel: Vierter Streif-Sieg
Kitzbühel (dpa) - Nachdem der Schweizer Didier Cuche zum vierten Mal die berühmteste Abfahrt der Welt gewonnen hatte, staunte selbst der Rekordhalter. „Es war eine Augenweide ihm zuzuschauen“, sagte Österreichs Altstar Franz Klammer.
Klammer hatte zuvor mit vier Siegen alleine die Schussfahrt-Bestmarke auf der Streif gehalten. Mit einer Gala-Vorstellung zog Cuche gleich - im Ziel hatte er vor 45 000 Zuschauern 0,98 Sekunden Vorsprung auf Bode Miller (USA) und Adrien Theaux (Frankreich/+1,18). Wie 1998, 2008 und 2010 stand Cuche bei einer Abfahrt am Hahnenkamm-Wochenende ganz oben, einmal hatte er dort auch den Super- G gewonnen. „Meine Fahrt war unbeschreiblich. Auf diesen Rekord wie Franz zu kommen, ist ganz speziell“, sagte der Super-G-Weltmeister, der mit 36 Jahren und fünf Monaten als bislang ältester Athlet einen Erfolg im Weltcup feierte. Über das Stadion-Mikro machte der Schweizer danach aber doch eine Einschränkung: Eigentlich seien es nur dreieinhalb Siege, denn einmal habe er ja lediglich eine Sprintabfahrt gewonnen.
Bis zur Fahrt von Theaux hatte auch der Gastgeber durch Mario Scheiber noch auf einen Stockerlrang hoffen dürfen, dann aber fiel dieser auf Rang vier zurück. „Doch ich bin froh, dass ich gesund im Ziel stehen darf“, meinte Scheiber, dem es zwei Tage nach dem Trainingssturz des dabei schwer am Kopf verletzten Teamkollegen Hans Grugger schwer fiel, sich zu überwinden. „Der Sturz ist schon noch im Kopf.“
Gruggers Zustand ist laut einer Verbandsmitteilung weiter stabil, er bleibt im künstlichen Tiefschlaf - weitere Informationen sollen noch folgen. „Es tut nicht weh, dass in Kitzbühel wieder ein Schweizer gewonnen hat“, sagte Österreichs Sportdirektor Hans Pum. „Das Wichtigste ist, dass es Hans Grugger bald besser geht.“
Auch die Wettkampf-Schussfahrt durch Mausefalle, Lärchenschuss und über die Hausbergkante blieb nicht ohne Stürze. Über 20 Minuten musste das Rennen unterbrochen werden, nachdem der Italiener Siegmar Klotz nach einem bösen Aufschlag auf seinem Rücken in die Fangnetze geflogen war. Dabei zog er sich einen Bruch im linken Handgelenk zu, der eingegipst, aber nicht operiert wird. Wegen einer leichten Gehirnerschütterung sollte Klotz über Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben.
Unverletzt war der letzte österreichische Streif-Gewinner, Michael Walchhofer, bei seiner ärgerlichen Abschieds-Abfahrt in Kitzbühel davon gekommen. Er landete zwar im Netz, blieb aber ohne Blessuren. „Jetzt muss ich halt in Garmisch einiges gut machen“, sagte der 35- Jährige mit Blick auf die WM.
Die Stürze sorgten immer wieder für Verzögerungen und ließen auch die beiden deutschen Teilnehmer oben am Start länger als geplant warten. Während Tobias Stechert nach einer zaghaften Fahrt ausschied, schien sich der ehemalige Junioren-Weltmeister Andreas Sander an den Pausen nicht zu stören. Punkte sprangen bei seiner Abfahrts- Premiere in Kitzbühel zwar keine heraus, aber die hatte vom mit 21 Jahren jüngsten Starter auch keiner erwartet.
„Das ist hier schon was anderes, das drumherum und die vielen Fans“, sagte der Sportler aus Ennepetal. „Hier muss man sich einfach überwinden, das geht.“ Bewundernd äußerte er sich über das „große Idol“ Cuche. „Es ist Wahnsinn, wie der mit der Strecke umgeht“, sagte Sander, von ähnlicher Statur wie der Schweizer Gewinner. „Viel größer oder kleiner als ich ist er nicht, auch nicht schmaler, das passt schon gut - skifahrerisch fehlt aber noch ganz schön viel.“