Vonn dominiert Super-G - Riesch sauer über Rang 9
Cortina d'Ampezzo (dpa) - Anerkennend klopfte Maria Riesch ihrer Dauerrivalin Lindsey Vonn vor dem sonnendurchfluteten Tofana-Panorama auf die Schultern. Mit dem fünften Saisonsieg bewies die Amerikanerin im Super-G von Cortina d'Ampezzo erneut ihre Speed-Extraklasse.
Vonn sorgt dank des durchwachsenen neunten Platzes ihrer Konkurrentin zur Halbzeit für noch mehr Spannung im Gesamtweltcup. „Das ist sehr ärgerlich“, sagte Maria Riesch nach ihrer schwächsten Super-G-Platzierung im WM-Winter. „Sie macht heute wieder 100 Punkte, aber sie hat auch schon oft genug Rennen versaut.“
Mit einem eigenen Patzer kurz vor dem Zielschuss der „Pista Olympia delle Tofane“ vergab die Partenkirchenerin einen möglichen Podestrang und büßte 71 Zähler ihres Vorsprungs von nun 125 Punkten ein. „Ich habe Marias Lauf gesehen und gedacht: Heute ist eine große Chance“, sagte eine strahlende Vonn, die sich trotz einer verkürzten Strecke mit mehr als 4/10 Sekunden vor der Schwedin Anja Pärson und Anna Fenninger aus Österreich durchsetzte. Viktoria Rebensburg sicherte sich als Elfte ihr bestes Super-G-Resultat der Saison.
Am Samstag will Riesch das „ständige Auf und Ab“ im „großen Duell“ (Vonn) der beiden Freundinnen wieder zu ihren Gunsten entscheiden. „Es geht morgen wieder bei Null los. Und in der Abfahrt bin ich hier immer gut gefahren.“ Doch da am Sonntag erneut ein Lauf in ihrer „problematic discipline“ ansteht, wie sie den Super-G vor amerikanischen Journalisten bezeichnete, muss sie um ihre Führung im Kampf um die große Kristallkugel bangen. „Ich will nach den Rennen in Sestrière kommende Woche nah bei Maria sein“, gab Vonn als Kampfansage aus.
Eine Schlüsselrolle im Gesamtweltcup könnte dabei spielen, ob die wegen des Frühlingswetters in Maribor abgesagten Rennen im Slalom und Riesentorlauf nach der WM bis Mitte März noch einen Platz im engen Kalender finden. „Ich hoffe, dass sie nachgeholt werden. Wenn sie komplett ausfallen, dann wäre es zu meinem Nachteil und einfach nicht fair“, sagte Riesch, die deutliche Vorteile in den Technikwettbewerben gegenüber Vonn hat. Renndirektor Atle Skaardal verwies in dieser Thematik auf eine „laufende Diskussion“.
Viel gegrübelt wurde in Cortina auch über den schweren Sturz des Österreichers Hans Grugger in Kitzbühel, der bei den Rennfahrerinnen kollektiv für Betroffenheit sorgte. „Wie schlimm, das ist sehr schockierend“, sagte Maria Riesch, die mit Blick auf ihre Abfahrt am folgenden Tag betonte: „Ich werde mir es nicht anschauen. Das muss man ausblenden.“
Auch Vonns Lächeln erlosch schlagartig, als sie bei der Pressekonferenz in der örtlichen Turnhalle auf den Unfall Gruggers, der am Donnerstag notoperiert worden war, angesprochen wurde. „Wir waren alle schockiert“, sagte sie stellvertretend für das amerikanische Team. „Ich will diesen Sturz überhaupt nicht sehen. Das ist nicht gut für den Kopf. Das kann auch bei uns passieren.“