Neureuther: „Einer der schönsten Tage für mich“

Schladming (dpa) - Zehn Jahre nach dem ersten Start bei einer WM feierte Felix Neureuther seine erste Medaille bei einem Großereignis. Nach Slalom-Silber erlebte der 28 Jahre alte Skirennfahrer einen „sehr, sehr emotionalen“ Tag.

Die Eltern, Vater Christian Neureuther und Mutter Rosi Mittermaier, würden daheim eine Flasche Sekt aufmachen, mutmaßte Felix Neureuther.

Sie sind im Zielraum in die Knie gegangen. Können Sie beschreiben, was heute in Ihnen vorging?

Neureuther: „Das war heute sehr, sehr emotional. So kenne ich mich normal gar nicht, weil ich eigentlich relativ emotionslos bin. Aber heute ist es echt irgendwie über mich gekommen. Wenn man darüber nachdenkt, über die Vergangenheit wie man sich auch aus Situationen rausgekämpft hat, und wer alles hinter einem steht. Wenn man drüber nachdenkt, wie man den Weg gegangen ist. Das sind Momente, die sind unbeschreiblich, dann bricht es komplett aus einem heraus und das ist mir heute passiert. Von dem her ist es einer der schönsten Tage für mich.“

Sie waren sehr berührt, kamen da bestimmte Bilder in Ihnen hoch?

Neureuther: „Ich wurde was über meine Eltern gefragt, was sie für einen Anteil hatten und dann ist die Emotionswelt los gegangen. Das war das Hauptproblem und dann denkt man über so viele Sachen nach und dann kommt das dann.“

Und was war Ihre Antwort auf die Frage nach Ihren Eltern?

Neureuther: „Ich weiß es nicht mehr, ich habe keine Ahnung. Ich glaube, ich konnte gar nicht mehr reden, weil die Tränen in die Augen gekommen sind. Die werden jetzt 'ne Flasche Sekt aufmachen.“

Wie war das, bei der Siegerehrung auf dem Treppechen zu stehen, und nicht daneben?

Neureuther: „Perfekt. Ich war ja schon mal als Vierter dabei. Es ist natürlich schon was Besonderes. Ich habe mir geschworen, dass ich nie wieder als Vierter bei einer Siegerehrung bei einem Großereignis dabei sein will. Das habe ich geschafft. Der Druck war schon enorm, der vor dem Rennen auf mir gelastet hat, auch durch die Leistungen im Vorfeld. Alle haben über Hirscher-Neureuther gesprochen und dann steht es auch noch im ersten Durchgang genauso. Es war echt keine einfache Situation. Ich steh am Start und dann ist da ein Schwall raufgekommen von einer Begeisterungswelle - da habe ich gewusst, der Matt muss einen runtergeknallt haben und dann hab ich mir gedacht, okay, wenn ich jetzt ins Ziel komme, muss es leise sein, weil dann passt's. Es war die ganze Fahrt, so ist es mir vorgekommen, war es mucksmäuschenstill und da dachte ich, ich bin gut unterwegs. Ich bin locker geblieben und das hat mich heute ausgezeichnet.“

Nach dem Riesenslalom gab es intern etwas Kritik, dass mehr möglich gewesen wäre.

Neureuther: „Ehrlich gesagt, ich hab immer nur auf mich geschaut und habe geschaut, dass ich meinen eigenen Weg gehe (...) großartig beeinflussen lassen habe ich mich nicht. Ich habe probiert, nur das zu machen, was ich wollte. Ich habe mich in der Vergangenheit zu oft von zu vielen Menschen, die auf mich eingeredet haben, ablenken lassen. Es war mir nur wichtig, dass ich mein Ding durchziehe, wie ich es will.“

Was ändert diese Einzelmedaille für die weitere Karriere? Sie müssen jetzt niemandem mehr etwas beweisen.

Neureuther: „Jetzt muss ich es nicht mehr beweisen. Ich habe alle großen Klassiker im Ski-Weltcup gewonnen und eine Einzelmedaille bei einem Großereignis gewonnen. Ich freue mich sehr auf die Olympischen Spiele nächstes Jahr und werde trotzdem nicht den Fehler machen, einen Schritt zurückzugehen. Ich war ein bisschen über vier Zehntel hinter Hirscher Zweiter, es ist immer noch eine Steigerung da. Das will man in Zukunft besser machen.“