Neureuther: „Macht Spaß, als Team auftreten zu können“
Vail (dpa) - Mit dem Team-Event beginnen auch für Deutschlands Skistar Felix Neureuther die alpinen Weltmeisterschaften in den USA.
Vor zwei Jahren in Schladming holte er gemeinsam mit Fritz Dopfer, der zurückgetretenen Maria Höfl-Riesch und Lena Dürr Bronze - und jubelte fünf Tage später über Silber im Slalom.
Was verändert sich, wenn man nicht mehr nur für sein eigenes Resultat verantwortlich ist, sondern für das eines Teams?
Neureuther: Man hat Verantwortung der ganzen Mannschaft gegenüber, aber sonst ist es einfach nur schön, weil man sich schon oben am Start ganz anders pushen kann. Es macht unheimlich viel Spaß, als Team auftreten zu können - und es ist schon auch eine große Ehre, weil man als ganze Mannschaft sein Land vertritt.
Was ist möglich im Team-Event? Eine Medaille ist ja das klare Ziel des Deutschen Skiverbandes.
Neureuther: Es wird natürlich nicht einfach, die anderen haben auch richtig starke Mannschaften am Start. Aber ich denke, wenn wir unsere Leistungen bringen, dann kann auch das Ergebnis am Ende gut passen.
Wer sind Ihre größten Konkurrenten?
Neureuther: Sicher die Österreicher als Titelverteidiger. Ich denke auch, dass die Schweden noch ziemlich stark sind, dazu die Franzosen - das sind für mich die Hauptfavoriten.
Vor zwei Jahren gab es Bronze. Wie wichtig war der Erfolg mit Blick auf die Einzelrennen im Riesenslalom und Slalom?
Neureuther: Es war schon wichtig, weil der ganz große Druck, eine Medaille gewinnen zu müssen, weg war. Das war schon auch enorm wichtig damals für den Einzelwettbewerb.
Rechtzeitig für diese WM-Rennen sind Sie in Form - und waren auch nach der problematischen Vorbereitung mit den Rückenproblemen stets zuversichtlich, dass es so kommen wird. Woher kam Ihr Optimismus?
Neureuther: Ich probiere immer positiv zu denken. Auch wenn die Vorbereitung sicher nicht so gelaufen ist, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich war mir sicher, dass ich trotz fehlender Vorbereitung mich noch verbessern kann im Vergleich zum letzten Jahr. Wenn das im Kopf drin ist - man weiß, wo man sich verbessern kann und muss-, da spielt sich dann ein Kopfkino ab.
Was visualisieren Sie dann?
Neureuther: Wie ich diese Fehler nicht mehr mache, die ich letztes Jahr zum Teil noch gemacht habe. Wie etwas abzulaufen hat, die ganzen Bewegungen im Schwung.
Sind das dann grundsätzliche Fehler oder stellen Sie sich beispielsweise den Adelboden-Slalom vor und sagen, das mache ich beim nächsten Mal anders?
Neureuther: Eigentlich grundsätzlich. Ich kenne ja meine Fehler. Bei mir ist zum Beispiel der Linksschwung sehr gut. Beim Rechtsschwung gibt es noch Verbesserungspotenzial. Es gibt bei fast jedem Läufer eine Schokoladenseite. Das ist bei mir die rechte. An der linken muss ich noch arbeiten. Ich stelle mir dann für mich den perfekten Schwung vor, wie er auszusehen hat. Wenn man das in der langen Pause immer wieder macht und dann wieder auf Ski geht und den Fehler von Anfang an nicht mehr so macht, dann tut man sich leichter, den richtigen Ablauf schneller zu automatisieren.
Was hat sich durch WM-Silber im Slalom vor zwei Jahren für Sie verändert?
Neureuther: Persönlich gar nichts. Als Sportler war es ein Riesenschritt, allein vom Kopf her. Ich glaube, wenn ich das bei dem Slalom verbockt hätte, das wäre heftig gewesen. Bei den Vorleistungen, als Zweiter des ersten Durchgangs, da hätte ich mir selber fast die Kugel geben können, und von außen hätten sie auch noch alle auf mich eingeschossen. Aber ich habe das geschafft, in der größten Drucksituation, die man sich überhaupt nur vorstellen kann. Schladming, 50 000 Menschen, alle erwarten dieses Duell. Du stehst am Start, alle flippen aus - brutaler kann es nicht mehr werden. Deswegen ist alles, was noch kommt, einfach sehr schön. Ich habe so viel daraus gelernt und mitgenommen.
Die Erinnerungen - sind das die eigenen Bilder oder die, die man im Fernsehen später als Wiederholungen gesehen hat?
Neureuther: Von meinem eigenen Lauf habe ich keine Ahnung mehr. Ich weiß nur noch den Moment im Ziel, als es grün war. Bäm. Diese Erleichterung, diese Lebenslast, die da von mir abgefallen ist. Das werde ich nie vergessen.