Deutsche zum WM-Start: „Mit wenig Wasser durch Wüste“
Beaver Creek (dpa) - Die Null-Medaillen-Ausbeute der ersten WM-Tage bereitet dem deutschen Alpinchef noch keine Sorgen. „Wir wussten schon, dass wir in der ersten Woche mit wenig Wasser durch die Wüste kommen müssen“, befand Wolfgang Maier.
Wie zuletzt vor sechs Jahren bei den Weltmeisterschaften in Val d'Isère blieben die Athleten des Deutschen Skiverbandes auch in den USA in den Auftaktrennen ohne Podestränge.
Viktoria Rebensburg als einzige ausgemachte Medaillenkandidatin schaffte es weder im Super-G (Fünfte) noch in der Abfahrt (Zehnte) in die Top Drei. Umso mehr setzen die Deutschen nun auf die Technikrennen. Schon im Team-Event am Dienstag gilt das deutsche Quartett mit den erwarteten Startern Felix Neureuther, Fritz Dopfer, Rebensburg und Veronique Hronek als Podestkandidat.
Im Mannschafts-Wettbewerb hat Alpindirektor Maier eine Medaille gefordert, insgesamt sollen es am WM-Ende drei Medaillen sein. Würde sich die Durststrecke fortsetzen, sei das aber auch nichts Ungewöhnliches. „Ich musste bei Weltmeisterschaften schon öfter bis zum letzten oder vorletzten Tag warten, bis die Medaille kam“, sagte er. Auch der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, glaubt an einen erfolgreichen Endspurt. „Ich denke, die letzten vier Tage werden sicher die aus deutscher Sicht entscheidenden“, sagte der ehemalige DSV-Präsident der Deutschen Presse-Agentur.
Neben Rebensburg verfehlten auch die deutschen Speed-Männer ihre Ziele: Wie im Super-G schafften es Andreas Sander (17.), Josef Ferstl (22.) und Klaus Brandner (27.) auch in der Abfahrt am Samstag allesamt nicht wie erhofft in die Top 15.
Von einer Krisensituation in den schnellen Disziplinen wollte Maier trotz der unbefriedigenden Platzierungen nichts wissen. „Wir sind in keinem Loch. Wir wussten schon, dass man uns nichts schenken wird. Wir wussten, dass vieles zu unseren Gunsten hätte ablaufen müssen, dass es in der ersten Woche zu einer Medaille reicht“, sagte er und meinte mit Blick auf die Resultate bei den Männern: „Das ist ungefähr der Bereich, in dem wir im Augenblick stehen.“ Es sei nicht schlecht gewesen, „man muss so ein Thema auch normal betrachten können“.
Rebensburg hatte sich nach den Ergebnissen im Weltcup in der Abfahrt ihre größten Chancen auf eine Einzelmedaille ausgerechnet. Doch zu viele Fehler bei ihrer WM-Fahrt machten alle Hoffnungen zunichte. Maier war danach auch wenig begeistert von der Vorstellung seiner Besten, öffentlich wollte er Rebensburg aber keine Vorwürfe machen: „Ich möchte nicht den einen Athleten, der eine Medaille hätte gewinnen können, in die Ecke stellen, weil es nicht geklappt hat“, betonte er.
Rebensburg selbst wollte nach ein paar Stunden des Ärgerns nur noch auf ihre verbleibenden Rennen blicken. Das Ziel, bei ihren fünften Weltmeisterschaften endlich die erste Medaille zu gewinnen, steht für die 25-Jährige weiter. Am liebsten soll das schon im Team-Wettbewerb erreicht werden, ansonsten bleibt noch der Riesenslalom am Donnerstag.
Die Kreutherin zeigte sich kämpferisch: „Wie sagen die Fußballer: Mund abwischen und weiter geht's - genau das ist das Wichtige.“ Gerade in ihrer schwächsten Disziplin in dieser Saison, dem Riesenslalom, sieht sie Außenseiterchancen: „Da werde ich voll pushen. Es hat mich keiner so richtig auf der Rechnung, aber mal schauen, was passiert.“
Ihr letzter Podestplatz in einem Weltcup-Riesentorlauf liegt elf Monate zurück, in Åre fuhr Rebensburg auf Platz zwei. Ob es am Donnerstag wieder reicht? Maier will der Bayerin keinen Druck machen. „Was man nicht machen darf, ist eine überprovozierende Trotzreaktion hervorrufen. Du kannst da nichts erzwingen“, sagte er. „Ich muss, ich muss, ich muss - das wäre in dem Fall nicht zielführend.“