Neureuther nach WM-Pleite der „Anti-Felix“
Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Nach dem bitteren Aus folgte für Felix Neureuther ein Trost-Marathon mit Schulterklopfen und Umarmungen. Zuschauer, Teamkollegen und Kontrahenten versuchten den zweimaligen Weltcup-Gewinner nach dem K.o. im zweiten Durchgang des WM-Slaloms aufzurichten.
Auch der Österreicher Reinfried Herbst, der ebenfalls im zweiten Lauf das Ziel nicht erreichte. „Der Herbstl ist zu mir her gekommen und hat zu mir gesagt: Du, wir zwei sind schon solche Trotteln und hat das eigentlich genau auf den Punkt gebracht“, berichtete Neureuther.
Die Startnummer 13 hatte dem Gastgeber in Garmisch-Partenkirchen kein Glück gebracht. Nach fünf Jahren Vorfreude auf den Slalom auf „seinem“ Gudiberg war nach 30 Sekunden des zweiten Durchgangs und einem wilden Ritt alles vorbei. Ein Raunen ging durch das Publikum, das den Lokalhelden beim letzten Wettbewerb der alpinen Ski-WM wenigstens gerne regulär im Ziel gesehen hätte. „Wenn man fünf Jahre drauf hinarbeitet, ist das schon sehr bitter“, meinte ein geknickter Neureuther. „Aber irgendwo ist das auch eine kleine Befreiung, dass es vorbei ist und die WM abgeschlossen ist.“
Bejubelt wurden andere: Der Sieg ging an Jean-Baptiste Grange aus Frankreich. Es war der erste große Titel für den 26-Jährigen und der erste französische WM-Einzelsieg seit 29 Jahren. Grange gewann am Sonntag in Garmisch-Partenkirchen vor dem Schweden Jens Byggmark. Rang drei holte sich der Italiener Manfred Mölgg.
Mit einer Medaille Neureuthers hatte vor dem Finale trotz seiner kessen Ankündigung („Ich hab zum Trainer gesagt, dass sie mich entweder mit Helikopter abtransportieren oder ich durchkomme“) keiner mehr gerechnet. Dafür hatte Neureuther sich schon im ersten Durchgang bei einem „sehr verkorksten“ Lauf zu viel Rückstand eingehandelt. „Dass ich mit so viel Angst runter gefahren bin, dass geht mir jetzt immer noch nicht aus dem Kopf“, sagte er. Der Team-Weltmeister von 2005 blieb bei seiner fünften WM wie auch zweimal bei Olympia ohne Einzel-Edelmetall.
Bester Deutscher war Fritz Dopfer auf dem 21. Rang. „Der Zweite war sehr verkorkst. Ich bin nie richtig in den Rhythmus reingekommen. Schade, sehr schade“, sagte der Garmischer. Der Druck war für Neureuther, WM-Vierter von 2009, zu viel gewesen. „Die Bürde, die auf mir gelastet hat, war schon ziemlich heftig“, meinte Neureuther. Gut elf Monate nach seinem Weltcup-Erfolg in Garmisch-Partenkirchen hatte er bereits nach einem „viel zu zaghaften“ ersten Lauf ernüchtert auf den Luftkissen im Ziel gelegen.
„Es ist viel zu hart gefahren, das war einfach skitechnisch nicht gut“, analysierte Maier, während Neureuther mit leiser Stimme seiner Sprachlosigkeit Ausdruck verlieh: „Das ist jetzt natürlich schon heftig.“ An dem Hang, auf dem sein Vater 1978 WM-Sechster wurde, ging auch der Filius leer aus.
Nach seinem couragierten Auftritt im Riesenslalom, der letztlich auf Rang 29 endete, war auch für den 18-jährigen Stefan Luitz der Slalom vorzeitig vorbei. Der „beste Jugendliche“, so Maier, ist aber ein Mann für die Zukunft. „Ich nehme auf jeden Fall die super Stimmung und das Resultat aus dem Riesenslalom mit“, sagte der Junior.