Miller, Maze, Mannschaft: Tops & Flops der Ski-WM

Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Von den besten Österreicherinnen der WM-Geschichte, über zu emotionale Stadionsprecher bis zur gemeinen Virusgrippe. Höhe- und Tiefpunkte gab es reichlich bei der der alpinen Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen.

TOPS:

ÖSTERREICHS FRAUEN: Die erfolgsverwöhnten österreichischen Herren warten nun seit acht Jahren auf Abfahrts-Gold und mussten Benjamin Raich und Hannes Reichelt als nächste Saisonausfälle beklagen. Die Damen sprangen umso beeindruckender ein: Elisabeth Görgl (Super-G und Abfahrt), Anna Fenninger (Super-Kombination) und Marlies Schild (Slalom) sorgten mit ihren Siegen für das drittbeste Resultat eines Frauen-Teams bei einer WM überhaupt. Nur Frankreich (1966) und die Schweiz (1987) waren besser. Doppel-Weltmeisterin „Lizz“ Görgl überzeugte auch als Sängerin des WM-Liedes.

PISTEN: Zu eisig, zu schlagig, zu gefährlich - das Klagelied über die Kandahar stimmten vor allem die Größen der Szene an. Ob Lindsey Vonn, Didier Cuche oder Michael Walchhofer, alle hatten etwas an den schwierigen Verhältnissen auszusetzen. Doch als der Frühling mit Sonne und mehr als zehn Grad über Garmisch-Partenkirchen hereinbrach, bewährte sich die Präparierung. Es gab nur wenige, „normale“ Stürze.

TEAM-WETTBEWERB: Zahlreiche Plätze blieben leer, Freikarten wurden an Schulklassen verteilt: Doch die Zuschauer, die Mitte der zweiten Woche zur Kandahar kamen, bekamen einen spannenden, kurzweiligen Wettbewerb geboten. Das rund 25 Sekunden lange Duell Athlet gegen Athlet stellte auch aus Sicht der Fahrer seine Olympia-Tauglichkeit unter Beweis.

TINA MAZE: Für sie begann die WM zu früh - um gut zwei Sekunden. Die Uhr lief schon, da stand die 27-Jährige noch am Start des Super-G. Nach einer Korrektur wurde Maze auf Rang elf geführt, Journalisten aus ihrer Heimat protestierten bei einer Pressekonferenz vehement. Nach Silber in der Super-Kombi war die Aufregung spätestens mit dem Sieg im Riesenslalom vergessen - das erste WM-Gold für Slowenien bei den Alpinen.

CHRISTOF INNERHOFER: Der frühere Trainingsweltmeister nutzte die eisigen Bedingungen und fuhr als einziger Starter mit einem kompletten Medaillensatz in die italienische Heimat. Der Sieger im Super-G konkurrierte zudem mit Philipp Schörghofer um den inoffiziellen Titel „Athlet mit dem lautesten Fanclub“ und versuchte zudem das Erbe von Ski-Legende Alberto Tomba für den noch inoffizielleren Titel „Größter Frauenheld im Fahrerfeld“ anzutreten.

FLOPS:

ZEITNAHME: Didier Cuche war ratlos - schulterzuckend stand der Schweizer nach der Abfahrt im Ziel. Die Zeit auf der Datentafel war weitergelaufen, von seinem zweiten Platz erfuhr er per Fingerzeig von einem Journalisten. Immer wieder verwirrten falsche Zwischenzeiten die Zuschauer - bis nur noch die Zielzeit angezeigt wurde. Für eine zunächst falsche berechnete Messung bei Tina Maze lieferten die Organisatoren die kurioseste Begründung der WM: Schuld sei ein falsch angestecktes Datenkabel der Beschallungsanlage gewesen. Der Stadionsprecher habe sehr emotional gesprochen, „dadurch kam es zu einem induktiven Überschlag auf das Zeitnehmerkabel“.

BODE MILLER: Für die große Show war der Amerikaner immer noch gut: Mit nur einem Stock fuhr er den Großteil des Super-G - und fast noch auf das Podest. Erst nach einem Fehler kurz vor dem Ziel gab er auf und rutschte trotzdem noch als Zwölfter ins Ziel. Doch bei seiner siebten WM blieb ihm das fünfte Gold verwehrt, nicht mal eine Top-Ten-Platzierung sprang heraus. Besonders im Mannschaftswettbewerb blitzte sein Können dennoch auf, gegen Italien waren aber die Teamkollegen zu langsam. Im Riesenslalom fuhr er nur im zweiten Durchgang die beste Zeit.

SCHWEIZ: Vier vierte Plätze durch Didier Cuche, Dominique Gisin und zweimal Lara Gut bedeuteten nur den unangefochtenen Sieg in der Wertung der „Leder“-Medaillen. Sechsmal Edelmetall hatte die sportliche Führung gefordert - die Damen gingen komplett leer aus, und auch der einzige Schweizer Jubel beim Abfahrtssilber von Didier Cuche hatte einen Beigeschmack. Der Altstar wollte endlich einmal WM-Gold gewinnen. Hoffen lässt, dass die Erklärung für das schwache Abschneiden in den Verletzungssorgen zu suchen ist und der Nachwuchs verheißungsvolle Leistungen zeigt.

LINDSEY VONN: Nach Val d'Isère 2009 (Daumen an einer Champagner- Flasche geschnitten) und Vancouver 2010 (Schuhrandprellung) gab es das nächste Lindsey-Drama bei einer Großveranstaltung. Die Nachwehen eines üblen Sturzes in Form einer Gehirnerschütterung warfen jeden Tag die Frage auf: Startet sie oder nicht? Mal nein (1. Abfahrtstraining), mal erfolgreich (Silber in der Abfahrt), mal in dicker Jacke (2. Abfahrtstraining). Besonders dieser Auftritt brachte ihr Kritik ein, aber auch die ewigen Klagen über die vermeintlich zu gefährliche Piste.

VIRUSGRIPPE: Spätestens durch eine Pressekonferenz mit dem deutschen Mannschaftsarzt Hannes Scherr rückten Prophylaxe und Behandlung der Krankheit in den Fokus. Viktoria Rebensburg lag bereits zu Beginn der WM flach, wenig später erwischte es auch Maria Riesch. Geschwächt fuhr sie zu zweimal Bronze.