Riesch-Traum vom „Sister Act“, anders als Epples?
Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Vor 33 Jahren war den Epple-Schwestern bei der Heim-WM in Garmisch-Partenkirchen nicht vergönnt, was Maria und Susanne Riesch schaffen möchten: Ein Familien-Podest. Zwar gab es für Irene und Maria Epple jeweils eine WM-Medaille, allerdings in verschiedenen Disziplinen.
„Doppelte Freude ist die schönste. Ich kann es Euch einfach nur von Herzen wünschen, alles ist möglich und der Glaube kann Berge versetzen“, gab Irene Epple den Riesch-Schwestern mit auf den Weg für den Slalom. „Das ist das Schönste überhaupt, wenn die beiden Schwestern auf dem Podest stehen“, dachte auch Maria Epple während der WM-Tage an die ersten Titelkämpfe in Garmisch-Partenkirchen 1978 zurück.
Damals war die ältere Irene Epple Mitfavoritin im Riesenslalom, aber die Goldmedaille ging an die jüngere Schwester. Gibt es diesmal im Torlauf eine Wiederholung? Wünschen würden Susanne Riesch den ersehnten Erfolg alle: Die Teamkolleginnen, die Eltern - und sogar die große Schwester. „Auf jeden Fall“, sagte die Doppel- Olympiasiegerin, die bei der Heim-WM nach zweimal Bronze schon etwas in der Hand hält. Als Schwesternpaar nun zum Abschluss der Wettkämpfe aufzutreten sei etwas Besonderes, sagte Maria Riesch, und zeigte sich zuversichtlich: „Wir sind beide in der Lage, um die Medaillen mitzufahren.“
Betrachtet man die Saison-Ergebnisse, darf man eigentlich nur Maria Riesch aus dem kurz vor der WM heftig vom Sportdirektor kritisierten deutschen Torlauf-Team zu den Medaillenkandidatinnen um Top-Favoritin Marlies Schild (Österreich) zählen. Christina Geiger musste neben Rang 3 und 20 fünf Nullnummern hinnehmen, Katharina Dürr wartet seit dem ärgerlichen Aus von Levi auf dem Weg zum Podest auf ein einstelliges Ergebnis, Fanny Chmelar kam im WM-Winter nicht in die Nähe ihres vierten Ranges von Garmisch vor einem Jahr - und bei Susanne Riesch stehen die Plätze 4, 12, 15 - und vier Ausfälle zu Buche. „Aber alle haben in diesem Winter gezeigt, dass sie schnell fahren können“, sagte Damen-Cheftrainer Thomas Stauffer.
Am meisten darf sich der Coach von Maria Riesch erhoffen, der Weltmeisterin und Olympiasiegerin. Wenn es am wichtigsten wird, ist die 26-Jährige immer zur Stelle. „Sie kann wie vielleicht keine andere mit Druck umgehen und dann am Tag X 100 Prozent abrufen. Das ist schon eine tolle Gabe“, sagte die drei Jahre jüngere Schwester Susanne, der so etwas bislang nicht glückte. Besonders bitter war das Bild bei Olympia 2010. Maria feierte Gold, Susanne war mit einer Medaille vor Augen ausgeschieden. Einen Moment wie damals will das Geschwisterpaar nie mehr erleben müssen.
„Ich glaube, dass das Quäntchen Glück auch mal auf meiner Seite stehen wird, es wird langsam mal Zeit“, sagte die zweimalige Weltcup-Podestfahrerin Susanne Riesch. Im Weltcup standen die beiden Rieschs schon zusammen auf dem Stockerl: Im Dezember 2009 in Are auf den Rängen zwei (Maria) und drei (Susanne). Bei Titelkämpfen gab es noch nicht oft ein Familien-Podest. Der Amerikaner Phil Mahre gewann bei Olympia 1984 Gold vor seinem Zwillingsbruder Steve. In Innsbruck 1964 bildeten Christine Goitschel und ihre ein Jahr jüngere Schwester Marielle eine französische Doppel-Spitze.
Schaffen es jetzt die Rieschs auf ihrem heimischen Gudiberg? Oder schnappt die eine der anderen die Medaille weg? „Die Maria hat hier schon zwei Medaillen gewonnen und viel, viel erreicht“, sagte Susanne. „wenn es bei mir dann eine Medaille gibt und für Maria nicht, wird die Welt glaub' ich nicht untergehen.“