Viktoria Rebensburg: „Olympia als Initialzündung“
Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Zum Abschluss der WM kommen in der zweiten WM-Woche die Disziplinen, in denen der Deutsche Skiverband mannschaftlich am stärksten besetzt ist: Die technischen Wettbewerbe der Damen.
Allerdings sind auch hier die Vorbereitungspläne durch gesundheitliche Probleme durchkreuzt worden. So musste Riesenslalom-Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg zum Auftakt den Super-G auslassen, nach einer Pause will sie wieder eingreifen und hat weiter hohe Erwartungen. Nur Druck von außen möchte sich die zweimalige Weltcup-Gewinnerin nicht machen lassen. „Es ist wichtig , dass man sich nicht darauf versteift, sondern den Sport an sich im Vordergrund hat und locker an den Start gehen kann“, sagte die 21-Jährige im Interview der Nachrichtenagentur dpa.
Den Super-G zum Auftakt mussten Sie auslassen, wie geht es Ihnen jetzt?
Viktoria Rebensburg: „Von Tag zu Tag besser, nachdem ich die letzte Woche im Bett verbracht habe. Am Montag habe ich wieder mein erstes Skitraining absolviert. Natürlich habe ich gemerkt, dass die Power noch ein bisschen gefehlt hat. Aber die hoffe ich am Donnerstag wieder zu haben.“
Steckt man sich nun andere Platzierungen als Ziel?
Rebensburg: „Das mache ich sowieso nicht so gerne. Es ist wichtig, dass man skitechnisch gut fährt und nicht auf Platzierungen schaut. Im Ziel sieht man eh, was dabei rauskommt.“
Sie sprechen immer gerne davon, dass Sie sich keine Ziel-Vorgaben von außen vorgeben lassen, sondern nur die eigenen verfolgen: Welche sind denn höher?
Rebensburg: „Das ist die Frage, ich glaube schon, dass es eher die eigenen sind. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und setze mir dementsprechend meine Ziele, aber wichtig ist auch, dass man sich nicht darauf versteift, sondern den Sport an sich im Vordergrund hat und locker an den Start gehen kann.“
In Whistler half ihnen auch Ihre Coolness mit zum Olympiasieg. Hat sich seit diesem Erfolg viel für Sie verändert?
Rebensburg: „Die öffentliche Wahrnehmung hat sich schon verändert, der Sommer war ein bisschen stressiger, mit mehr Terminen. Aber das sehe ich positiv, denn solche Termine entstehen, wenn man Leistung bringt und erfolgreich ist. Daher habe ich es nach dem Olympiasieg gerne gemacht. Ansonsten: Ich habe das Management gewechselt, mh, bei solchen Fragen vergess' ich immer etwas, weil man selbst nicht so darauf achtet, was sich ändert.“
Die Anerkennung der Konkurrenz ist sicher gestiegen, zumal Sie mit den Erfolgen in dieser Weltcup-Saison beweisen, dass Olympia-Gold keine Eintagsfliege war.
Rebensburg: „Auf alle Fälle merkt man das. Nicht nur national, sondern auch international. Da hat sich ein bisschen was verändert.“
Und was?
Rebensburg: „Bei einigen Sportlern, weiß man nicht immer so genau, kennt man sich richtig oder nicht. Das hat sich erübrigt, weil klar ist, dass der andere einen kennt. Man sagt dann leichter Hallo zueinander, sonst wusste man das nicht so genau.“
Was haben Sie durch den Olympiasieg sportlich mitgenommen?
Rebensburg: „Das Selbstvertrauen hat schon im Sommertraining richtig gut getan. Der Olympiasieg ist etwas, was man bei sich trägt und was einem Selbstvertrauen gibt. Aber es ist wichtig, dass man auf dieser Welle nicht zu sehr schwebt, denn es geht jede Saison wieder von Null los.“
Sie haben schon einmal eingestanden, dass das Olympia-Gold unabhängig vom sportlichen Stellenwert auch wichtig war, um die Gewissheit zu haben, Rennen gewinnen zu können.
Rebensburg: „Das ist auf alle Fälle so. Bis dahin war ich ein paar Mal kurz davor. Ich habe gewusst, dass ich es drauf habe, aber dass es bei der Olympiade funktioniert, hätte ich nie gedacht. Dass es in Sölden im ersten Saison-Rennen gleich wieder geklappt hat, war super. Vielleicht war Olympia ein bisschen eine Initialzündung. Das hat Selbstvertrauen und Auftrieb gegeben.“
Was ist eigentlich das besondere an der Heim-WM?
Rebensburg: „Man sieht so viele Gesichter, die man kennt. Man kennt den Ort, die Umgebung und alles ist sehr nah an meiner Heimat, nur eine Stunde Autofahrt entfernt. Viele Freunde, Verwandte und Bekannte kommen zum Zuschauen. Das macht das Flair aus.“
In Are 2007 sind sie als 17-Jährige Achte geworden, in Val d'Isère 2009 von Rang drei auf neun im Riesenslalom zurückgefallen. Wie blicken sie auf diese Weltmeisterschaften zurück?
Rebensburg: „Are war schon ganz was Besonderes, auch wenn ich das in dem Moment damals nicht so wahrgenommen habe. Ich war ja nicht so viele Weltcups gefahren, ich dachte das wäre immer so. Aber es war eine sehr schöne WM, wie auch Val d'Isère. Das war eine wichtige Erfahrung, ich war nach dem ersten Lauf Dritte, erstmals richtig in Podiumsnähe. Auch daraus habe ich gelernt.“
Und in Garmisch-Partenkirchen gibt es die erste Medaille?
Rebensburg: „Schön wär's. Das ist ein riesengroßer Traum, aber an dem Tag muss auch alles passen. Im Februar zum Großereignis habe ich eigentlich meine beste Leistung abrufen können. Ich hoffe, dass das heuer auch so ist. Aber planen kann man das nicht.“
Aber die Medaillenchancen sind doch dank eines starken Riesenslalom- Teams hoch. Wie ist eigentlich die interne Konkurrenz zwischen Ihnen, Maria Riesch und Kathrin Hölzl im Riesentorlauf?
Rebensburg: „Wenn man am Start steht, ist jede klar auf ihr Rennen fokussiert. Deswegen schaut man nicht auf die Anderen. Wir sind ein Team, aber letztlich ist es ein Einzelsport und man konzentriert sich auf seinen Lauf. Aber wir verstehen uns gut und die Stimmung ist super, auch wenn jede am Start auf sich konzentriert ist.“