Neureuther reloaded: Der beste Slalomläufer werden
Sölden (dpa) - Neustart mit altem Selbstvertrauen: Nach dem verkorksten WM-Winter beginnt für Felix Neureuther „der zweite Abschnitt“ seiner Karriere.
Ein Materialwechsel und der Verlust der Sonderrolle im deutschen Alpin-Team sollen dem Slalom-Ass die zuletzt vermisste Sicherheit bringen. „Ich habe große Ziele“, sagte der Partenkirchener vor dem ersten Riesenslalom am Sonntag im österreichischen Sölden. „Als ich in den Weltcup gekommen bin, war für mich ganz klar das Ziel, der beste Slalomläufer der Welt zu werden und auch Weltmeisterschafts- und Olympiamedaillen zu gewinnen. Und das habe ich bis jetzt noch nicht geschafft.“
Langfristig ist die Torlauf-Kristallkugel das Objekt seiner Begierde, die kommende „Übergangssaison“ dient auch der Gewöhnung an das neue Arbeitsmaterial. Nach acht Jahren wechselte der zweimalige Weltcupsieger, der bei der Heim-WM am heimischen Gudiberg in seiner Paradedisziplin ausschied, den Ausrüster. „Schuhe, Bindung, Ski - wenn das funktioniert, nur dann kann auch der Felix funktionieren“, meinte der 27-Jährige. Das neue Paket soll auch seinem häufig riskanten Fahrstil entgegenkommen. „Es schmeißt einen nicht sofort ab, wenn man hinten reingezogen wird“, erklärte er.
In den Tagen vor Sölden erlebt man einen gut aufgelegten Neureuther, der selbst aus vermeintlichen Rückschlägen das Positive zieht. Beim Vorbereitungstraining war er auf die im Mai operierte Schulter geknallt - „das war ein ziemlicher Härtetest“, sagt der deutsche Vorzeige-Alpine schmunzelnd.
Seine Rolle als bester Techniker im Deutschen Skiverband (DSV) ist weiter unumstritten, den „Sonderstatus“ (Alpin-Chef Wolfgang Maier) in der Mannschaft hat der WM-Vierte von 2009 allerdings eingebüßt. „Wir haben vier Jahre lang versucht, das sogenannte Neureuther-Team zu pushen. Letztendlich hat es aber nicht den gewünschten Erfolg gebracht“, erklärte Maier. „Er hat zwar super Ergebnisse eingefahren, aber in der Kontinuität waren immer große Schwankungen drin.“
So trainiert Neureuther nun im „sehr, sehr kleinen Team“ (Maier) mit den aufstrebenden Fritz Dopfer (24), der bei der Heim-WM einen guten 15. Platz im Riesenslalom einfuhr, und Stefan Luitz (19). „Sie sollen dort anknüpfen, wo sie letztes Jahr waren - in Richtung Top 15“, forderte Herren-Bundestrainer Karlheinz Waibel von seinen beiden Spitzenathleten für den Weltcup-Auftakt auf dem Rettenbachgletscher in 3000 Metern Höhe.
Auf dem Weg zu seinem zweiten Karriereresultat unter den besten 15 im Riesenslalom soll dem runderneuerten Neureuther auch die ungewohnte interne Konkurrenz beflügeln. „Fritz und Stefan sind definitiv was für die Zukunft“, berichtete er, „es ist auch für mich ungewohnt, wenn ich am Ende des Tages im Training nicht unbedingt der Schnellste bin, sondern die anderen.“