Norwegens Ski-Asse wollen Krönung in Kvitfjell
Kvitfjell (dpa) - Norwegens Ski-Asse waren in diesem Ski-Winter kaum zu stoppen. Eine Woche vor dem Weltcup-Finale in der Schweiz können die Skandinavier ihre Erfolgsgeschichte nun vor heimischem Publikum weiterschreiben - und das trotz des Fehlens ihres verletzten Stars Aksel Lund Svindal.
Beim Speed-Wochenende von Kvitfjell wollen Kjetil Jansrud und Aleksander Aamodt Kilde den 19. Saisonsieg für Norwegens Herren einfahren - das wäre historisch. Die Marke hat nämlich außer den Österreichern noch keine Nation erreicht. „Es ist herrlich, daheim zu fahren“, sagte Jansrud vor der Abfahrt am Samstag. Nun fehle nur noch das Top-Ergebnis, meinte er grinsend.
Die beeindruckende Serie der selbsternannten „Attacking Vikings“ ist eine der großen Geschichten dieses Ski-Winters - dabei war Svindal als Favorit auf den Sieg in der Gesamtwertung nach seinem Sturz von Kitzbühel schon im Januar ausgeschieden. Dass der 33-Jährige aber vor den letzten Wochenenden in den Abfahrts- und Super-G-Wertungen noch vorne liegt, zeigt den Klassenunterschied zum Rest der Ski-Welt.
Und zumindest die kleine Super-G-Kugel könnte im Team bleiben: Kilde rangiert 25 Punkte hinter Svindal, ein Sieg auf der Olympia-Strecke könnte schon den vorzeitigen Erfolg bedeuten. „Wichtig ist, das zu tun, was ich auf den Skiern kann - nichts mehr“, sagte Kilde.
Der erst 23-Jährige gilt als eines der größten Talente, laut Svindal gibt es keinen athletischeren Fahrer als Kilde. Mit seinen ersten Weltcup-Siegen in Garmisch-Partenkirchen (Abfahrt) und Hinterstoder (Super-G) sorgte der Youngster neben Svindal (7), Jansrud (3) und Slalom-Star Henrik Kristoffersen (6) für die 18 norwegischen Erfolge des Winters. Dieser Siegwert war außer den Österreichern, die im Jahr 2000 gar 26 mal ganz oben auf dem Podest standen, nur der Schweiz 1987 gelungen. Den Eidgenossen haben die Norweger aber längst den Rang abgelaufen.
Seit den 90er-Jahren sind die Norweger mit stets kleinen aber feinen Mannschaften im Weltcup unterwegs, um die Jahrtausendwende schon sorgte die Truppe um die legendären Kjetil Andre Aamodt und Lasse Kjus für Furore. Doch selbst die Glanzzeiten dieser beiden Ski-Legenden werden aktuell im Weltcup in den Schatten gestellt. „Als ich klein war, war Aamodt mein größtes Idol“, erzählte Kilde vor etwa zweieinhalb Jahren, als die ersten Platzierungen im Weltcup noch vor ihm lagen. Mit der Zeit sei dann aber schnell Svindal in seinen Fokus gerückt, „und ich muss sagen, er ist immer noch mein Vorbild“.
Dass weder Svindal, immerhin zweimaliger Weltcup-Gesamtchampion und Super-G-Olympiasieger 2010, noch Jansrud, Goldmedaillengewinner in Sotschi, zu Star-Allüren tendieren, ist ein Erfolgsgeheimnis im norwegischen Team. Die Fahrer sind auch fernab der Pisten befreundet.
Ein anderes nennt der deutsche Alpin-Chef Wolfgang Maier. „Der Unterbau in Norwegen ist einfach deutlich besser als bei uns in Mitteleuropa - und sie haben kontinuierlich Schnee. Die müssen nicht auf den Gletscher reisen, die haben im Winter Schnee. Und sie haben ein Schulsystem, das die Kids proaktiv in den Schneesport führt. Das ist bei uns nicht mehr so“, fand Maier und bemerkte: „Die norwegische Mannschaft hat eine traumhafte Saison gehabt.“